Langenfeld Reiter werden ohne Pferde Karneval feiern

Langenfeld. · Die Abteilung der Prinzengarde wird am Karnevalssamstag statt auf ihren Pferden auf einem Wagen mitziehen. Die Reiter haben große Sicherheitsbedenken.

Pferd Marco bleibt bei der Gelassenheitsprüfung für den Zoch in Köln ruhig. Die Tiere müssen für die Teilnahme an einem Karnevalszug gut vorbereitet sein. Die Schirme gehören zum Training, wie Andrea Schnitzler (M.) und Julia Schreiber (r.) zeigen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der Karnevalsumzug in Langenfeld muss in diesem Jahr ohne Pferde auskommen. Die Reitergarde als Abteilung der Prinzengarde wird nicht in den Sattel steigen, sondern mit einem selbst gebauten Wagen mitziehen. „Dem Langenfelder Karneval geht damit eine Tradition verloren“, sagt Helmut Schoos, Vorsitzender des Festkomitees Langenfelder Karneval (FLK). Die Amazonen mit ihren weiten Röcken hätten immer ein schönes Bild abgegeben.

„Wir wollen nicht mehr reiten“, erklärt Sandra Schork. Die Reiter seien bei den letzten Umzügen immer häufiger als „Tierquäler“ angepöbelt worden. Dazu hätte die von der Tierschutzorganisation Peta im Internet verbreitete Kampagne gegen Pferde im Karneval beigetragen.

Zuschauer haben Fläschchen und Süßigkeiten auf Pferde geworfen

Auch hätten einige Zuschauer Süßigkeiten und Fläschchen auf Reiter und Pferde geworfen. „Wir haben schon versucht darauf hinzuwirken, dass die Gassen breiter werden und der Zugweg abgezäunt wird“, so Schork, die sogar Berufsreiterin ist. „Bei dem Lärm und den Menschenmassen hatte selbst ich schon Probleme.“ Wenn die Zuschauer zu dicht am Zugweg stünden, reiche schon, dass es Pferd rückwärts gehe oder ausschlage, es könne Verletzte geben.

Sandra Schork, die eine Reitanlage in Wiescheid besitzt, will auch gar nicht den Aspekt der eigenen Sicherheit herunterspielen. Ohne Helm, durch die sperrigen Körbe mit Wurfmaterial in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt, und auf rutschigem Asphalt – das sei auch für den Reiter gefährlicher als die eingezäunte Reitbahn. Die Gardisten hätten nun die Konsequenz gezogen und sich ohne Pferd angemeldet. FLK-Chef Schoos bedauert, dass dem Umzug damit ein Hingucker verloren gehe.

Für Reitstallbesitzerin Andrea Schnitzler ist die Absage der Reitergarde ein Schlag ins Kontor, denn sie stattet gewöhnlich Reiter bei solchen Brauchtumsveranstaltungen mit Pferden aus. Extra für diesen Zweck hält sie zwölf Pferde besonderer Rassen, wie Friesen und polnische Warmblüter, die sich weniger für den sportlichen Einsatz eignen. „Das ist unser Broterwerb“, sagt sie. Wenn die Aufträge wegfallen, bedeute das für die Pferde das Todesurteil. Ihre Umzugs-Pferde müssten besondere Gelassenheitsprüfungen absolvieren, über knisternde Planen und durch wehende Flattervorhänge gehen, sich mit Bällen bewerfen oder mit Wasser besprühen lassen. „So wie andere ihre Pferde zum Springen trainieren, werden diese Pferde für Veranstaltungen ausgebildet“, so Schnitzler. Außerdem würde jedes Pferd ja zusätzlich von zwei Personen begleitet.

Auflagen verteuern für Reiter die
Teilnahme am Karnevalsumzug

Schnitzler glaubt, dass auch die strengeren Sicherheits-Richtlinien für Karnevalsumzüge, die das Land NRW für Behörden und Vereine erlassen hat, zur Entscheidung der Langenfelder Reiter beigetragen haben. Zumindest verteuern immer mehr Auflagen die Teilnahme am Umzug. „Wir haben dafür bisher 250 Euro aufgebracht, jetzt mit Wagen zahlen wir nur noch 120 Euro“, bestätigt Schork. Immerhin musste niemand den Pferde-Führerschein machen, weil alle acht Gardereiter Turnier- oder Freizeitreiter sind. Da alle auch eigene Pferde haben, verzichten sie gern dem Tier zuliebe auf die Teilnahme.

Dem Vernehmen nach fiel die Entscheidung für den Pferde-Verzicht nicht einstimmig aus. Vor allem den älteren Reitern, die noch miterlebt haben, als die Garde noch mit 20 Pferden zum Karneval aufmarschierte, fiel der Wegfall ganz besonders schwer. Für Andrea Schnitzler gibt es nur einen Lichtblick: „Dass die Kölner Karnevalisten treu zu ihren Traditionen stehen.“