Langenfeld: Schützen wahren Tradition
Die Richrather St. Sebastianus Bruderschaft feiert fünf Tage lang mit den Langenfeldern und ihren Gästen.
Langenfeld. "Kann es jetzt los gehen?" Rainer Keip, der Brudermeister der Richrather St. Sebastianus Bruderschaft, ist am Sonntagvormittag irritiert. Das Schießen um die Würde des Tell-Königs, des Jugend- und Spielmannszugs-Prinzen oder -Prinzessin verzögert sich.
Dann kommt Leben auf den Schießstand an der Schützenhalle. Die Schaulustigen haben sich längst eingefunden, auf der Kirmes wird die kleine Eisenbahn gestartet. "Das dauert jetzt noch", sagt Schützenkaiser Karl-Heinz Schlimm, der die Schießwettbewerbe des Schützennachwuchses verfolgt.
Schon am Freitag fiel der Startschuss mit einem bunten Nachmittag für die Senioren und dem traditionellen Fußballspiel, das die Richrather jungen Schützen mit 4:1 gegen die jungen Schützen Mehlbruch gewannen.
Am Samstag wurde die Kirmes auf dem Schützenplatz eröffnet. Am späten Nachmittag zog die Bruderschaft zum Ehrenmal, um der Toten zu gedenken. "Es ist Ehrensache, dass wir vor dem Beginn der heiteren Festtage zum Ehrenmal ziehen", sagt Präses Gerhard Trimborn.
"Wir dürfen nur mit Worten, nie mehr mit Waffen kämpfen", sagt Brudermeister Keip, bevor der Spielmannszug Richrath unter Karl-Heinz Schlimm die Nationalhymne anstimmt. Pastor Trimborn erklärt den Schützen in der Festmesse am Sonntag seine Vorstellungen vom christlichen Navigationsgerät. "Wir haben ein verbindliches Navi", sagt Trimborn, "es sind die zehn Gebote." Viel Beifall erhält er von den Schützen für seine Predigt.
Beim anschließenden musikalischen Frühschoppen spielen auch die Bergisch-Rheinischen Musikanten unter Rudi Schmidtke. "Wir kommen seit 25 Jahren nach Richrath", so der Gesamtleiter. "Der Ort hat was." Das bestätigt auch Peter Jansen, vier Jahre Kaplan an St. Martin und jetzt Ehrenpräses der Schützenjugend. "Der Zusammenhalt der Richrather Schützen ist besonders gut, das ist nicht überall so", sagt er.
Michelle Fiebes (16) war vor fünf Jahren schon einmal Prinzessin, sie schießt jetzt mit, aber nur aus Spaß. "In ein paar Jahren will ich noch mal Prinzessin werden." Dominic Brand war 2008 Tell-König, es juckt ihn in den Fingern, es noch einmal zu versuchen. Doch der Ehrenkodex besagt, dass man im folgenden Jahr nicht auf den Vogel halten soll.
In der Schützenhalle wird derweil über die Fahrt ins österreichische Krimml im Juni gefachsimpelt. Schützen und Spielmannszug waren zum dortigen Bataillonsfest gereist. "Wer wird neuer König", ist die Frage, die am meisten interessiert. "Die, die viel reden, schießen dann gar nicht mehr mit", weiß Ehrenbrudermeister Hans-Josef Gladbach aus Erfahrung. Am Montag ab 11 Uhr wird auf den Königsvogel gezielt.