Langenfeld: Stall gesucht - 26 Langohren brauchen ein neues Zuhause
Tierschutz: Die Auffangstation ist zu teuer. Im Herbst wird das ehemalige Gewächshaus dichtgemacht.
Langenfeld. "Futter, Miete, Strom: Da kommen locker 1000Euro pro Monat zusammen. Kosten, die unsere Möglichkeiten übersteigen", sagt Martina Bruckert (51). "Im November machen wir daher schweren Herzens dicht."
Seit 20 Monaten betreibt die Aktionsgemeinschaft für Tiere an der Ringelshecke ihre Kaninchenauffangstation in einem alten Gewächshaus. Ursprünglich war es nur als Übergangslösung gedacht, mittlerweile ist es eine teure Dauerlösung geworden.
"An allen Ecken und Enden muss improvisiert werden", sagt die ehrenamtliche Kleintierbeauftragte des Vereins. "Und das kostet unnötig viel Geld." So kommen im Winter Heizstrahler und Gebläse zum Einsatz. Und im Sommer, vor allem dieses Jahr, laufen die Kühlaggregate auf Hochtouren, "damit die Kaninchen nicht den Hitzetod sterben".
Die Auffangstation wurde aus der Not heraus eingerichtet. Im November 2008 mussten die Tierschützer von heute auf morgen 230 der pelzigen Nager aus einer völlig überbevölkerten und verschmutzten Anlage an der Schneiderstraße retten. Der Betreiber des nur auf den ersten Blick idyllischen Areals hatte sich aus falsch verstandener Tierliebe völlig übernommen. Für viele Kaninchen - vor allem zahllose Jungtiere - kam jede Hilfe zu spät. Entweder waren sie schon tot oder starben später an Infektionen und Verletzungen.
"Das war eine ungeheurer Kraftakt", erinnert sich Martina Bruckert. "Die meisten der geretteten Tiere konnten wir zwar weitervermitteln. Aber es sind immer noch 26 übrig." Und deren Tage in dem Gewächshaus sind gezählt. "Wir hoffen, dass wir für weitere Tiere ein neues Zuhause finden. Aber dass wir alle unterbringen, glaubt keiner so richtig."
Im Mittelpunkt der Anstrengungen steht für die Ehrenamtler daher neben der Versorgung ihrer Schützlinge die Suche nach einer neuen Unterkunft für den Verein. "Es gibt vier Voraussetzungen", erklärt Martina Bruckert. "Wir brauchen einen Strom- und Wasseranschluss, das Areal muss sicher vor Mardern sein, und es sollte nicht mehr als 100 Euro Miete pro Monat kosten."
Die Bauern in der Umgebung habe man bereits alle abgeklappert. "Doch deren Scheunen haben leider oft keinen Stromanschluss." Die 51-Jährige will nun einen Versuch bei den LVR-Kliniken wagen. "Dort gibt es einige leer stehende alte Backsteinhäuser. Die wären ideal: kühl im Sommer, warm im Winter. Ob die Kliniken da mitspielen, ist aber eine andere Sache."
Bis "irgendeine Lösung" gefunden ist, werden weiterhin alle Hebel in Bewegung gesetzt, um es den Kaninchen im Gewächshaus so angenehm wie möglich zu machen. Auf den ehemaligen Pflanztischen wurden riesige Gehege installiert - insgesamt sieben Stück, zwei Meter breit und acht Meter lang. Es gibt jeden Tag frisches Futter und Wasser, Heu, Knabbereien und Salzsteine. Die Tiere haben Häuschen aus Holz oder alten Kartons, in denen sie sich verstecken können, Sandkisten zum Wälzen und zur Fellpflege, Papier-und Papprollen zum Anknabbern und Spielen.
"Zunächst sieht das alles ja sehr nett aus", sagt Martina Bruckert. "Aber es ändert nichts daran, dass es ein Provisorium ist." Vor allem die Hitze sei es, die den Tieren aktuell zu schaffen macht. "Der Höhepunkt waren kürzlich 39 Grad Celsius - tödlich." Damit sich die Langohren abkühlen können, gibt es jeden Tag gefrorene Wasserflaschen, nasse Handtücher und nassen Sand. Obendrein sind Teile der Gehege mit Tüchern abgedunkelt. Tiere, die besonders unter den tropischen Temperaturen litten, wurden, so Martina Bruckert, "inzwischen evakuiert". Entweder haben AGT-Helferinnen sie mit nach Hause genommen, oder sie wurden im kühlen Keller von Christel Frank, auf deren Grund das Gewächshaus steht, untergebracht.
"Frau Frank ist klasse", strahlt Bruckert. "Sie ist jeden Tag hier und packt mit an. Ich glaube, sie hätte es am liebsten, wenn wir blieben. Aber das geht nicht."