Langenfeld: Wachwechsel bei der Kripo
Henning Rajewski (62) verlässt die Wache und zieht ins Blockhaus nach Kanada. Sabine Damm (54) ist jetzt Ermittlungsleiterin.
Langenfeld/Monheim. Bei der Kriminalpolizei in Langenfeld wurde gestern ein Führungswechsel vollzogen: Landrat Thomas Hendele (CDU) verabschiedete Henning Rajewski (62) in den Ruhestand und stellte mit dessen bisheriger Vertreterin, Sabine Damm (54), die Nachfolgerin vor. Dabei beerbt ein Nordlicht ein Nordlicht. Rajewski wurde in Westerstede im Ammerland geboren und wuchs dort auf. Damm erblickte in Glücksburg das Licht der Welt und lebte bis 1974 in Flensburg.
Der in Haan beheimatete Rajewski war seit August 1999 Chef der Kriminalbeamten an der Solinger Straße. Während des Afghanistan-Aufenthalts von Inspektionsleiter Josef Völker hatte er von Januar 2006 bis Mai 2007 kommissarisch die damalige Polizeiinspektion Süd geführt.
Sabine Damm ist in Richrath zu Hause. Nach der Ausbildung war Langenfeld ihre erste Station. Zwischen 1977 und 1994 ermittelte sie in Jugendstrafsachen, bei Vergewaltigungen, Brandstiftungs- und Tötungsdelikten. Nach 13Jahren in der Zentrale in Mettmann, wo sie nebenberuflich auch Gleichstellungsbeauftragte war, kehrte die Erste Kriminalhauptkommissarin mit der Neuordnung der Behörde im September 2007 nach Langenfeld zurück. Allerdings nur beruflich, denn Richrath hält sie seit 1977 die Treue. "An Langenfeld schätze ich die günstige Lage innerhalb von NRW und zu den Großstädten. Auch als Einkaufsstadt ist sie attraktiver geworden", sagt Damm. Sie spielt beim Golfclub Katzberg und fährt Liegefahrrad.
"Ich bin gerne Polizist gewesen", sagt Henning Rajewski nach 44 Berufsjahren. Eigentlich hätte er schon vor zwei Jahren in Pension gehen können, doch für die Neuorganisation war seine Erfahrung wichtig. Zum Abschied gab es vom Landrat einen Krimi von Henning Mankell. "Den werde ich in meinem Blockhaus im kanadischen Yukon lesen", sagt Rajewski. Er liebt die Einsamkeit der Wildnis auf Zeit. Kein Wunder, wenn man Szenen wie im Krimi verarbeiten muss.
Die Bilder einer Geiselnahme mit blutigem Ausgang aus dem Jahr 1977 hat Rajewski weiter vor Augen. Mit dem heutigen Polizeisprecher Ulrich Specht war er damals von Hilden nach Solingen gerufen worden. "Uns hatte man nur das Kennzeichen des Fahrzeugs mitgeteilt, und plötzlich haben wir diesen Wagen vor uns fahren sehen." Im Fonds hätte ein Entführer mit der Pistole am Kopf eines Kindes gesessen, vorne noch ein Bewaffneter neben der steuernden Mutter. "Da schießen einem in Sekunden tausend Sachen durch den Kopf", meint Rajewski. Ein Kollege auf dem Motorrad habe das Auto am Ohligser Bahnhof gestoppt. "Er hat seine Maschine vor das Fahrzeug gekippt und ist weggelaufen." Weitere Beamte hätten dann die Türen aufgerissen und einen Geiselnehmer erschossen, während sich der beim Kind ergeben hätte.
Und was halten die echten Ermittler von ihren Fernseh-Kollegen? Die Ballerei und den Streit unter Polizisten in US-Serien mag Rajewski nicht. "Aber die ,Tatorte’ mit Manfred Krug und Charles Brauer waren gut durchermittelt. Mit dem Unterschied, was dort in 90 Minuten zu sehen ist, erleben wir im ganzen Dienstleben." Dagegen findet Sabine Damm allenfalls an "Miss Marple" Gefallen. "Ich gucke lieber amüsante Krimis, als solche, die realitätsnah sein wollen, das aber nicht hinbekommen."