Langenfeld: „Wir leben jeden Tag wie neu“

Helga Sattler und Gabriele Hörner leben seit Jahren zufrieden mit einer transplantierten Lunge.

Langenfeld. Helga Sattler atmet tief durch. "Es ist einfach wunderbar. Wir leben jeden Tag wie neu, können normal aufstehen, in die Stadt gehen, uns bewegen", sagt sie. Neben ihr sitzt Gabriele Hörner und nickt zustimmend. Durchatmen, Aufstehen, Bewegung - für die zwei Freundinnen war das jahrelang alles andere als normal.

Heute sind sie einfach nur froh, dass ihr Leben wesentlich beschwerdefreier als früher ist. Helga Sattler (69) und Gabriele Hörner (60) litten jahrelang unter Lungenkrankheiten und bekamen schließlich eine Lungentransplantation.

So wie jede Lungentransplantation anders und von vielen Faktoren abhängig ist, ist es auch beim Krankheitsbild der zwei Frauen. Grob gesagt sind sie beide Allergiker, haben geraucht und eine Bronchitis nicht ausheilen lassen.

"Ich dachte immer, ich muss doch zur Arbeit gehen", sagt die gelernte Krankenpflegerin Helga Sattler. Daraus entwickelten sich mehrere aufeinander folgende Lungenentzündungen. Und irgendwann war das Organ dann nicht mehr fähig, voll zu arbeiten. Asthma, Luftnot und Sauerstoff aus der Flasche gehörten zum Alltag.

Der Vorschlag, es mit einer Transplantation zu versuchen, sorgte bei beiden zunächst für Unverständnis. "Man möchte nicht freiwillig eine Transplantation bekommen. Eher denkt man, dass es doch noch eine andere Möglichkeit geben muss", sagt Helga Sattler über den langen Weg zur Entscheidungsfindung.

Bei Gabriele Hörner hat es sogar gedauert, bis sie aus Luftnot umkippte und mehrere Tage im künstlichen Koma lag.

Schließlich wurden Helga Sattler 2005 und Gabriele Hörner 2007 in einer Spezialklinik in Hannover operiert. Damals kannten sie sich schon. "Die Helferin einer Langenfelder Lungenärztin hat uns vermittelt. Es tat sehr gut, miteinander sprechen zu können. Wir konnten uns austauschen, Ängste teilen, und auch mal miteinander weinen", sagen sie.

Der Tag der Operation kommt plötzlich. Die Patienten stehen auf einer Liste bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Diese Liste wird abgearbeitet, wenn Spenderorgane vorhanden sind.

Bei einer Lungentransplantation muss das Organ innerhalb weniger Stunden verpflanzt sein. "Bei mir ging das ganz schnell. Ich wollte zur Reha fahren, war gar nicht vorbereitet", erinnert sich Gabriele Hörner daran, dass die Lunge unverhofft eintraf.

Sattler bekam einen Lungenflügel ersetzt, Hörner gleich das ganze Organ. Die Operationen gingen gut. "Danach mussten wir erstmal neu atmen lernen, es war so ungewohnt", sagt Helga Sattler. Dennoch bleibt für sie immer ein gewisses Restrisiko.

"Die Lunge kann durch eine Infektion immer abgestoßen werden", sagt Gabriele Hörner. Deshalb reist sie im Zug nur mit Mundschutz, und wenn die Enkel erkältet sind, müssen sie auf ihre Oma verzichten. Helga Sattler macht eine Extratherapie zur Stärkung ihres Immunsystems.

Alles in allem ist ihr Leben aber wie ausgewechselt. Beide treiben sogar Sport und machen Ausflüge. Helga Sattler macht Gymnastik, geht Radfahren und besuchte den Karnevalszug in Köln.

"Früher wär das undenkbar gewesen." Gabriele Hörner geht leidenschaftlich Tanzen und zum Fitness. Ihr Resümee: "Ich lebe mehr im Jetzt."