Markt gemischter Meinungen
Nach dem ersten Monat auf dem gemischten Markt klagt die Metzgerei Hilgemeier über 20 Prozent Umsatzeinbußen.
Langenfeld. An der Solinger Straße tummeln sich die Marktbesucher, schlendern vorbei an Blumen-, Textil- und Käseständen, gönnen sich am Vormittag ein Fischbrötchen oder lassen sich von einem neuen Staubsaugermodell überzeugen. Auf dem eigentlichen Marktplatz nebenan herrscht hingegen Flaute. Seit März hat der Markt wieder ein gemischtes Sortiment, Lebensmittel- und Non-Food-Stände reihen sich aneinander. Eine Umfrage unter regelmäßigen Marktbesuchern hatte zur Neuordnung geführt.
„Der Besucherstrom kommt nicht hier herüber“, sagt Textil-Händlerin Claudia Seringhaus. „Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben, dass es mit der Zeit besser wird.“
Diesen Optimismus teilt Barbara Hilgemeier nicht. Ihre Metzgerei verzeichnet seit der Umstellung 20 Prozent Umsatzeinbußen. „Es geht hier um unsere Existenz“, sagt die 57-Jährige. „Während sich alles auf der Solinger Straße tummelt, das ist die Hauptverkehrsstraße, da sind die Geschäfte, da schlendern die Leute entlang. Hier herrscht tote Hose.“
„Wir wissen nicht, ob wir unser Personal halten können.“ Dabei war das zuvor noch aufgestockt worden. „Da hatten wir noch einen Platz auf der Solinger Straße, das Geschäft lief super.“ Der Stadt hatte sie bereits im Vorfeld ihre Sorgen mitgeteilt. „Doch da stoßen wir auf kein Gehör“, sagt sie. „Wir sind seit 23 Jahren auf dem Markt vertreten und waren immer wieder von Umstellungen betroffen. Es wäre nur fair gewesen, wenn man uns dieses Mal verschont hätte“, sagt Hilgemeier. Schließlich sei ihr direkter Konkurrent erst seit September auf dem Markt vertreten, hätte jedoch den besten Platz auf der Solinger Straße bekommen.
Die Argumentation der Stadt kennt Hilgemeier genau: „Wir als Traditionsgeschäft sollen auf dem Marktplatz stehen, um ihn zu beleben und die Leute von der Solinger Straße herüberzulocken. Doch das Konzept geht nicht auf. Wir sind die Leidtragenden“, sagt Hilgemeier.
Besucher Winand Vandenhirtz spricht sich nach wie vor für einen gemischten Markt aus. „Zu einem Wochenmarkt gehört ein gemischtes Angebot. Die Besucher gehen an Ständen vorbei ohne ein bestimmtes Ziel. Und die Händler profitieren von Zufallskunden“, sagt der 67-Jährige.
Und auch Jörg Todt vom Stand für Wurst-Spezialitäten auf dem Marktplatz sieht der Entwicklung optimistisch entgegen. „Ich bin generell für ein gemischtes Sortiment. Das Einkaufen auf einem Markt sollte ein Erlebnis sein“, sagt er. „Das wird sich hier schon alles einspielen. Wenn das Wetter erst einmal richtig schön ist, kommen auch die Leute rüber.“