Menschliches Versagen führt wahrscheinlich zum Zugunfall
Bei einem Unfall vor fünf Wochen kollidierten zwei Züge in Gladbeck. Einer fuhr im Auftrag der Monheimer Bahnen.
Monheim/Gladbeck. Ein schwer verletzter Lokführer, Millionenschaden, wochenlange S-Bahnausfälle: Das waren die Folgen eines Bahnunglücks, das sich am 26. Oktober bei Gladbeck ereignete. Zwei Güterzüge waren zusammengestoßen. Einer davon fuhr im Auftrag der Bahnen der Stadt Monheim (BSM). Über das Unglück hatte die WZ berichtet. Die genaue Ursache blieb vorerst unklar. Aber jetzt gilt als ziemlich sicher: Es war menschliches Versagen. Der Lokführer hätte bei der Übernahme des Zuges die Druckluftverbindung überprüfen müssen. Das versäumte er. Der 53-Jährige ist Mitarbeiter der BSM.
„Der Abschlussbericht des Eisenbahnbundesamtes liegt noch nicht vor. Aber tatsächlich deutet alles auf Fahrlässigkeit hin“, sagt Stefan Kunig, bei Monheims Bahnen Fahrdienstleiter für den Güterverkehr.
Der Familienvater ist inzwischen außer Lebensgefahr. Doch der Schock sitzt mit Sicherheit tief. „Es ist schon tragisch: Ein kleiner Fehler hat solche Auswirkungen“, sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadttöchter-Dachholding MVV, zu der auch die Bahnen gehören.
Zu dem Unglück war es gekommen, weil besagte Druckluftverbindung vom zweiten Waggon an bis zum achten unterbrochen war. Dadurch versagten die Bremsen, als der Zug eigentlich vor einem roten Signal halten sollte.
Das Unglück hatte auch die Frage aufgeworfen, ob Monheims Bahnen tatsächlich solche Fremdaufträge annehmen sollten. Doch Fakt ist, dass sie allein im vergangenen Jahr 100 000 der insgesamt 260 000 Tonnen der Tonnage für Monheims Bahnen ausmachten.
„Wir hatten den Auftrag des Aufsichtsrates, uns dem Markt anzupassen. Das haben wir gemacht. Es ist ein knallharter Wettbewerb. Eines muss klar sein: Je mehr wir da einsteigen, desto höher ist das Unfallpotenzial. Es kann immer wieder etwas passieren“, sagt Kunig.
Der Schaden in Gladbeck ist übrigens versichert. Das galt auch für einen Unfall der Loks Max und Moritz, die 2008 auf der Brücke über der Opladener Straße zusammenstießen. Schaden: 1,3 Millionen Euro. Auch damals handelte es sich um menschliches Versagen.