Monheim: Der gurrende Waschbär
Maine-Coon heißt eine Katzenrasse, die sich so gar nicht wie eine Katze verhalten will. Die Baumbergerin Franzi Suletzki besitzt mit Kater Rocky einen solchen pelzigen Kauz.
Monheim. Rocky ist schon ein tolles Tier: Er geht artig bei Fuß, hört aufs Wort und apportiert zerfetzte Stofftiere. Wenn aber einmal etwas nicht so läuft, wie er das will, schmeißt er pfundige neun Kilo Körperkraft trotzig auf den kühlen Fliesenboden, schreit und schimpft wie ein Rohrspatz - und bewegt sich nicht einen Millimeter von der Stelle.
Nein, die Rede ist nicht von einem Schäferhund oder einem divenhaften Pudel. Rocky ist tatsächlich ein Kater. Eingefleischte Katzenliebhaber werden derlei ungewöhnliche Charakterzüge zuordnen können: Rocky ist keine normale Hauskatze, er ist ein reinrassiger, rotfelliger Maine-Coon-Kater.
Da kann es vorkommen, dass das siebenjährige Tier die morgendliche Brötchentüte klaut und seine Besitzer am Frühstückstisch darben lässt. Die Baumberger Besitzerin - oder auch: Rockys "Bodenpersonal" - Franzi Suletzki lebt seit fast 50 Jahren mit Katzen, darunter auch anderen "Coonies", wie sie ihre Lieblinge nennt.
"Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Maine-Coon-Katzen anders als andere Hauskatzen sind. Sie verhalten sich menschenbezogen und anhänglich, sind häuslich, ruhig und ausgeglichen - aber sie haben ihren eigenen Kopf und sind sehr neugierig," sagt sie.
Rocky sei der erste an der Tür, wenn der Handwerker klingelt, dessen Koffer bei Betreten des Hauses erst einmal vom Kater inspiziert werden muss - mit den Tatzen. Diese nutzen Maine-Coon-Katzen gerne, und zwar zum Futtern oder zum Öffnen von Wasserhähnen und Türen.
Wer Rocky besucht, dem entschlüsselt sich auch schnell, warum einschlägige Katzenlexika die Rasse als "ausgesprochen gesprächig" bezeichnen. Mit einem Gurren suchen sie regelrecht die Kommunikation.
Was sich katzenuntypisch anhört, ist für Maine-Coon-Katzen nicht ungewöhnlich. Die bis zu 1,20 Meter langen und bis zu zehn Kilo schweren Tiere entstammen der Rasse der Waldkatzen und sind "Staatskatzen" des amerikanischen Bundesstaates Maine.
Betrachtet man ihre Erscheinung, verwundert es nicht, dass dem Rassenamen das Wörtchen "Coon" beigefügt ist - das leitet sich vom englischen "Waschbär" (racoon) ab. Ein buschiger Schwanz, oft mit "Luchspinseln" an den Ohren versehen, dichtes Fell und "Schneeschuhe", also weiße Tatzen, lassen Fans entzückt aufseufzen.
Ein solcher ist Monika Burkhardt (61), seit 15 Jahren Vorsitzende des 1. Internationalen Maine Coon Cat Clubs in Düsseldorf, der rund 100 Mitglieder hat, 50allein im Kreis Mettmann. "In den 90er-Jahren war die Maine-Coon eine Modekatze. Bis 2005 gab es Katzenausstellungen auch in Monheim", erzählt sie.
Die beinahe majestätische Präsenz, kraftvolle Ausstrahlung und Intelligenz der "gesprächigen" Tiere haben ihren Preis: Für ein ordnungsgemäß gezüchtetes Tier bezahlt der Katzenfreund mindestens 500 Euro. Leider seien Spontankäufer immer ein Problem, betont Franzi Suletzki: "Erst Modekatze, passend zur Couchfarbe, jetzt im Tierheim. Das ist keine Seltenheit."
Wie bei allen anderen Tieren müsse gelten, "dass man sich mit ganzem Herzen und bewusst für den Kauf entscheidet - mit allen Konsequenzen". Sprachs und huscht nach Rocky schreiend von dannen. Denn Rocky hat - ebenfalls schreiend - gerade die teuren belgischen Pralinen konfisziert.