Monheim feiert 800 Jahre Schifffahrt

Das traditionelle „Spielmann - hol über“ wurde eingeleitet von Schüssen und Fontänen.

Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Das Geschenk des Amtskollegen von der anderen Rheinseite sorgte für Erheiterung unter den zahlreichen Gästen, die es sich auf der Wiese gemütlich gemacht oder einen guten Platz an der Mauer oberhalb des Schiffsanlegers gesucht hatten: Einen Sack voll Getreide hatte Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD) seinem Monheimer Pendant Daniel Zimmermann (Peto) mitgebracht. Und das hatte, genau wie das gestrige Fest am Rheinufer, einen historischen Hintergrund: „Denn schließlich wurde gerade in der Franzosenzeit Getreide von der linken Rheinseite ins Bergische geschmuggelt, während von dort die Solinger Messer kamen“, erklärte Lierenfeld.

Heiner Müller-Krumbhaar, Vorsitzender des Böötchen-Vereins

Fröhlich ging es gestern zu beim 800-jährigen Jubiläum der Monheimer Schifffahrt, gerechnet nach ihrer Ersterwähnung in der Kölner Königschronik zu 1217. Kein Wunder: Schließlich fungierte neben dem Verein Piwipper Böötchen, der zugleich das fünfjährige Wiederbestehen seiner Personenfähre feierte, die Große Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka) als Gastgeber. Und deren Vorstandsmitglieder ließen es sich auch außerhalb der Session nicht nehmen, die Narrenkappe aufzusetzen. „Jetzt wollen wir erst einmal alle richtig wach werden“, rief Sitzungspräsident Moritz Peters den Besuchern am Schiffsanleger zu. Gästen, die im warmen Schein der Sonne ein wenig eingenickt waren, dürfte die folgende Darbietung wohl durch Mark und Bein gegangen sein: Mit Böllerschüssen läuteten die St.-Sebastianus-Schützen die Feierlichkeiten ein. Für sanftere Töne sorgten kurz darauf die Jagdhornbläser.

„Einer schlechten Nachricht haben wir den Eintrag in die Geschichtsbücher zu verdanken“, sagte Heiner Müller-Krumbhaar, Vorsitzender des Böötchen-Vereins — und spielte damit auf jenes Monheimer Schiff an, dessen Teilnahme an einem Kreuzzug im Jahr 1217 im bretonischen Meer ein jähes Ende gefunden hatte. „Mögen die heutigen Seefahrer mehr Glück haben“, sagte Zimmermann und lenkte den Blick der Zuhörer auf den neuen Fähranleger, der Ende des Monates offiziell eröffnet wird — und an dem auch die größten auf dem Rhein verkehrenden Flusskreuzfahrtschiffe haltmachen können.

Und all jenen, die sich den Reizen des breiten Stromes lieber mit sicherem Boden unter den Füßen hingeben wollen, empfahl der Bürgermeister schon mal die geplante Panorama-Sitztreppe. Die Darbietungen am und auf dem Rhein genossen die Besucher unterhalb der Rheinpromenade/Krischerstraße gestern aber auch ohne Treppe: Das Feuerlöschboot aus dem Dormagener Chempark schoss buchstäblich aus allen Rohren und beeindruckte mit spektakulären Wasserfontänen. Und zum Abschluss folgte dann der jährliche „Spielmann-hol-rüber“-Brauch.