Monheim: Hasch-Therapie ohne Chance
Ein Monheimer Ehepaar wurde am Donnerstag wegen Drogenhandels angeklagt. Die 23 Drogenpäckchen seien aber nur gegen Angstzustände der Frau gewesen – so die Erklärung. Der Richter reagierte mit Gefängnis.
Monheim. Ein anonymer Anrufer ist es, der Anfang des Jahres die Polizei auf die Spur bringt. "Da geht es zu, wie in einem Taubenschlag. Da stimmt doch was nicht", heißt es am Telefon. Ende Februar wird eine Observierung vorgenommen. Es ist ein mehrstöckiges Haus an der Treptower Straße. Das verdächtige Pärchen wohnt im Erdgeschoss. Ein Kriminalbeamter beobachtet zwei Männer, die etwas austauschen. Dann verschwindet der eine schnell wieder. Drogen?
Es ist tatsächlich ein Kommen und Gehen. Aber ist das nicht normal in einem Mietshaus mit 20 Parteien? Da wird ja wohl nicht jeder zu dem verdächtigen Paar wollen. Und wenn: Warum? Die Polizei hat den konkreten Verdacht, dass mit Drogen gehandelt wird.
Bei einer Wohnungsdurchsuchung wird man tatsächlich fündig: 23 Päckchen Haschisch, Amphetamine, Ecstasy. "Der Drogenhund war völlig irritiert, konnte keine gezielte Witterung aufnehmen. Überall waren Drogen in der Wohnung", schildert es am Donnerstag ein Kripobeamter. Das Pärchen muss sich vor dem Amtsgericht verantworten.
Drogenhandel wird dem Ehepaar vorgeworfen. Doch gleich zu Beginn der Verhandlung hat der Angeklagte (47) eine umfassende Erklärung: "Meine Frau hat Psychosen. Gegen die Angstzustände hilft das Haschisch. Deshalb hatten wir es in der Wohnung. Die kleinere Dosis ist für eine Zigarette, die größere für den Tee abends, damit sie schlafen kann", erläutert er.
Seine Frau (37) ergänzt noch, dass sie zwar auch Medikamente gegen die Psychosen habe, deren Nebenwirkungen aber schlimm seien. "Drogen haben auch Nebenwirkungen", bemerkt der kurzweilig von der Erklärung doch erstaunte Richter.
"Sie haben also für 23 Psychosen Ihrer Frau im Voraus fein säuberlich und professionell Haschisch abgepackt?", fragt der Staatsanwalt mit einem Kopfschütteln. Der Angeklagte nickt. Es ist seine letzte sichtbare Regung bis zur Urteilsverkündung.
Doch erst einmal legt der Staatsanwalt nach. Für ihn ist die Sache klar: Das Paar hat mit Drogen gehandelt, um die bescheidene Frührente aufzubessern und die eigene Sucht zu finanzieren. In der Wohnung habe die Polizei auch entsprechende Dinge wie Digitalwaage und Verpackungen gefunden.
"Nimmt man diese Tatsachen, muss man sagen: Alles klar, Herr Kommissar!", so der Staatsanwalt. Es gebe zwar ein medizinisches Gutachten über die Psychosen. Aber da stehe mit keinem Wort, dass Haschisch genommen werden müsse. "Beim Angeklagten sehe ich keinen Raum für Bewährung", fordert er anderthalb Jahre Freiheitsstrafe. Milder ist er bei der Ehefrau: acht Monate auf Bewährung und eine Therapie.
"Die Erklärungen der Mandanten sind absolut glaubhaft" - sind sich die beiden Anwältinnen einig. Damit könne der Vorwurf des Drogenhandels wegfallen. Es gehe nur noch um den Besitz. Zweieinhalb Monate auf Bewährung für den Mann wird vorgeschlagen. Und die Ehefrau solle nur eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen von je zehn Euro erhalten. Denn sie sei nicht vorbestraft.
Vorbestraft - dieses Stichwort ist es denn auch, dass den Richter und die beiden Schöffen Härte zeigen lässt. Denn der Angeklagte hat ein langes Register. Immer wieder sind Drogen mit im Spiel. Aktuell hat er eine Bewährungsstrafe wegen Beihilfe zum Drogenhandel.
Mit dem Urteil von anderthalb Jahren ohne Bewährung kommt das Gericht der Forderung des Staatsanwalts nach. Die Angeklagte kommt wegen verminderter Schuldfähigkeit mit acht Monaten - drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt - davon.
Bleibt noch die Frage: Wofür waren die gefundenen und verbotenen Aufputschmittel, nämlich Amphetamine und Ecstasy? Auch dafür hatte der Angeklagte eine simple Erklärung: "Das waren noch Reste von der Geburtstagsfeier meiner Frau."