Monheim hat die meisten überschuldeten Bürger im Kreis

Laut Creditreform hält Monheim den traurigen Rekord, prozentual die meisten überschuldeten Bürger im Kreis zu haben. Hilfe vor Ort gibt es beim Beratungscentrum.

Monheim. Es ist schon paradox: In Sachen Gewerbesteuer entwickelt sich Monheim zum Musterknaben. Pralle Kassen ermöglichen Vorhaben wie die Streichung der Beiträge für den Kindergarten. Doch parallel dazu ist in den vergangenen Jahren der Anteil der überschuldeten Monheimer gestiegen. Mehr als 13 Prozent der Bevölkerung ab 18 Jahren sind inzwischen davon betroffen.

Das besagt der aktuelle Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunft Creditreform. Damit hat Monheim prozentual im Kreis Mettmann die „Rote Laterne“ übernommen. Auf der Kreisseite hatte die WZ kürzlich eine Übersicht. Doch wie erklären sich Experten die Entwicklung vor Ort?

„Gelesen habe ich davon. Aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, woran das wirklich genau liegt“, sagt Markus Miller, Schuldnerberater im Beratungscentrum im Haus der Chancen. Er könne auch keinen Anstieg der Ratsuchenden feststellen. „Allerdings sind wir bereits auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Miller. Denn allein auf der Warteliste stünden 80 Personen. Beraten werden um die 300 Monheimer pro Jahr.

Ein Grund für noch mehr Überschuldungen könnten laut Miller die rasant steigenden Energiepreise sein. „Das wird weitergegeben an die Mieter. Aber die verdienen ja nicht plötzlich wesentlich mehr Geld.“

Überschuldet — damit sind Menschen gemeint, deren Einkommen die Schulden nicht mehr abdecken. „Natürlich ist das immer relativ. Beim 18-Jährigen kann das schon die Handyfalle sein. Doch die meisten, die bei uns Rat suchen, sind zwischen 35 und 45 Jahre alt. Häufig sind sie in der Selbstständigkeit gescheitert. Oder es gab eine Trennung“, erläutert Miller.

Der Strom kann nicht mehr bezahlt werden. Der teure Fernwärmeabschlag ist nicht mehr zu bezahlen. Und schon gibt es das erste Inkassoschreiben. „In vielen Fällen hilft tatsächlich nur noch das private Insolvenzverfahren. Das bringt auch eine gewisse Sicherheit. Dann kann nicht einfach etwas abgesperrt werden. Auch Schuldner haben Rechte. Nur leider wissen das viele gar nicht“, sagt Miller.

Kein gutes Haar lässt der Experte am Jobcenter: „Deren Verhalten ist teilweise menschenverachtend. Und deren Bescheide stimmen häufig gar nicht.“

Die Hilfe im Beratungscentrum ist kostenlos. Ein Erstgespräch gibt es innerhalb einer Woche. Ist es ein Härtefall, wird ohne Wartezeit geholfen. Durchschnittlich beträgt die Beratungszeit zwölf Stunden. Doch in manchen Fällen sind es auch mehr als 40 Stunden.