Monheim Geysir erhält eine aufwendige Technik
Monheim. · Das Projekt hat es ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbunds gebracht und bundesweit Aufsehen erregt. Jetzt hat Künstler Thomas Stricker sein Werk erstmals selbst vorgestellt.
Nicht nur Monheimer haben sich bereits die Köpfe heiß geredet über Art, Standort und Kosten des Kreisel-Kunstwerks Geysir. Jetzt – nach zwei Jahren öffentlicher Diskussion, hat auch der Künstler das Wort. Thomas Stricker, gebürtiger Schweizer, hat gut zwei Monate vor der geplanten Eröffnung (3. Oktober) im noch leeren Betonbecken des Kreisels Krischerstraße seinen Weg zu einer modernen, zeitgenössischen Skulptur beschrieben. Und die steht nicht klassisch einfach nur auf einem Sockel. Strickers „Skulptur“ wird optisch fast aus dem Nichts hervorspringen, sporadisch, so dass Betrachter sich fragen könnten, ob der Kreisverkehr um den Geysir herumgebaut wurde oder umgekehrt. „Das Potenzial des Geysirs wird immer da sein“, formuliert Stricker.
Unterirdisches Gebäude beherbergt die Technik
Nebelschwaden, die über bewachsene Gletschersteine wabern, werden täglich daran erinnern: Da ist noch etwas. Aber was? Wann bricht es aus? „Der Geysir soll daran erinnern, dass wir nicht alles, auch nicht die Natur, im Griff haben, dass es Ereignisse gibt, die uns bremsen, eben wie der Ausbruch des Geysirs den Verkehr.“ Doch selbst das Zufällige will gut geplant sein. Eine aufwendige Technik wird den Ausbruch des Geysirs steuern. Ein unterirdisches Gebäude beherbergt die Technik, die so programmiert werden soll, dass nach 64 Sonnenstunden ein Impuls ausgelöst wird, der die Fontäne in Gang setzt. Dann soll der Geysir über vier Stunden verteilt mehrfach ausbrechen, bevor er sich wieder zurückzieht. 64 Sonnenstunden, da kann im Sommer eine Woche zwischen den Ausbrüchen liegen, im Winter werden es deutlich mehr sein.
Seit der Juryentscheidung 2018 tüftelt auch Andreas Apsel, Tiefbauamtschef im Monheimer Rathaus, gemeinsam mit Künstler und Fachfirmen an der Umsetzung. Er hat sich mit Pumpen und Düsen auseinandergesetzt, die Nebelschwaden und Ausbruch natürlich aussehen lassen. Ein kleines Bedienfeld (außen) und eine Klappe, die ins Technikgebäude für die Leitungselektronik auf der gegenüberliegenden Straßenseite führt, lassen Nachjustierungen zu. „Das Projekt ist innovativ. Wir habe alle gelernt und sind gespannt, wie es sich entwickelt.“ Einen Probelauf habe er schon erlebt. „Das war beeindruckend“, so Apsel.
Auf den Internetseiten der Stadt soll ein Portal entstehen, wo die potenzielle Zeit eines Ausbruchs verfolgt werden kann. Neben den Sonnenstunden spielen dabei auch Windverhältnisse und Lufttemperatur eine Rolle.
Mehrere Baustellenampeln mit entsprechendem Abstand zum Kreisverkehr werden das Ausbruchsgeschehen zunächst begleiten. „Wir müssen abwarten, wie sich der Kreis Mettmann und die Bezirksregierung dazu stellen“, sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann. Noch gebe es keine Genehmigung für fest installierte Ampeln, die neben den hohen Kosten Teil der Kritik sind, weil sie den Sinn eines Kreisverkehrs ad absurdum führen würden. So heißt es bei den Oppositionsparteien, so hat es der Bund der Steuerzahler ausgedrückt.
Thomas Stricker nimmt diese Kritik nicht persönlich, ist aber dennoch froh, den künstlerischen Aspekt jetzt in die Diskussion zu tragen. „Erst der Kreisel“, so fasst es Bürgermeister Zimmermann zusammen, „macht den Geysir zu einem Kunstwerk. Im Rheinbogen wäre es nur ein Springbrunnen oder ein Wasserspiel.“