Monheim: Neuanfang mit der alten Liebe
Der Flötenkurs für Ältere erfreut sich großer Beliebtheit – bei Anfängern und Fortgeschrittenen.
Monheim. Als sie 13 Jahre alt war, hat sie zu einer Weihnachtsfeier im Robert-Schumann-Saal in Düsseldorf Flöte gespielt. Das Instrument hatte ihr der Patenonkel zu Weihnachten geschenkt. Ingrid B. (69) war damals aufgeregt. Heute geht sie das Flötenspiel gelassen an.
Die Baumbergerin ist eine von 15 Teilnehmern eines Blockflötenkurses, den Kirchenmusikerin Gisela Schmelz wöchentlich donnerstags im Johann-Wilhelm-Grevel-Haus anbietet. Das Besondere: Sie unterrichtet keine Kinder und Jugendlichen, sondern Menschen ab 50J ahren aufwärts.
Die haben Freude am Flötenspiel, vielleicht mehr noch, als in ihrer Jugend. Die Musikschule hatte das Angebot unterbreitet, und Leiter Georg Thomanek war überrascht, dass der Flötenkurs für Ältere schnell belegt war.
Der Kurs wurde bald in zwei Gruppen geteilt, für Anfänger und Fortgeschrittene. Die Fortgeschrittenen sind meistens zu viert, in der Anfängergruppe sind zehn oder elf Spieler. Der überwiegende Teil der Gruppe ist weiblich. Die meisten haben als Kind Flöte gespielt, nicht immer nach Noten. Manche haben die Flöte seit Jahrzehnten nicht mehr in die Hand genommen, wagen nun einen Neuanfang.
Rüdiger L. ist noch keine 60 Jahre alt. Mit sechs Jahren hatte er auf der Blockflöte Kinder- und Weihnachtslieder gespielt. Dann hat er mit seinen Kindern musiziert, und im vergangenen Jahr hat er in der Zeitung über die Flötenkurse für Ältere gelesen. Auch Hanne K. (69) hat als Kind Flöte und Geige gespielt. "Eigentlich wollte ich ja eine Gitarre haben, das hat der Vater aber nicht erlaubt." Vom Angebot der Kirchenmusikerin Schmelz ist sie begeistert.
Während die Fortgeschrittenen schon sehr ansprechend musizieren, gilt es für die Anfänger auch, die Tonleiter zu lernen. Einige Teilnehmer beherrschen sie noch, andere haben ihre Kenntnisse aus der Kinderzeit vergessen. "Aufrecht sitzen", empfiehlt Lehrerin Gisela Schmelz den Schülern, "die linke Hand sucht das H, ohne auf die Flöte zu gucken. Achten Sie auf den Atem."
"Dieser Flötenkurs für Ältere war eine Superidee von der Musikschule", sagt Brigitte P. (64). Sie habe schon lange nach einem solchen Kurs gesucht. Viele haben schon als Kind gerne Flöte gespielt. Ingrid B. hat sie Weihnachten vom Patenonkel bekommen.
Aber einen Flötenkurs mit Kindern hätten die Teilnehmer nicht so gerne besucht. Auch mit den Notenheften für Kinder fangen sie nicht so viel an. Doch manche Teilnehmer musizieren schon gemeinsam mit den Enkeln. "Das macht Spaß", sagt eine Musikerin, Ihr Enkel müsse inzwischen schon üben, um mit ihr mithalten zu können.
"Die Teilnehmer sollen gerne kommen und mit Freude musizieren. Es soll nicht in Stress ausarten", sagt Schmelz. Wie oft muss man Blockflöte üben? "Schon fünf Minuten am Tag sind gut", so die Kirchenmusikerin.
Schön fänden die Gruppen es, bald einmal gemeinsam aufzutreten und zu spielen, etwa Volkslieder und Tänze. Und alle wollen sich steigern. Bassflöte und Tenorflöte ergäben einen so tollen Klang, schwärmen die Musiker. Da wollen sie gern hinkommen. Und beim nächsten Weihnachtsfest tragen sie vielleicht schon zur Hausmusik unter dem Tannenbaum bei. "Dann kann ich das F, das man für ’Stille Nacht’ braucht", schmunzelt ein Teilnehmer.