Monheim: Stadttöchter - Das letzte Millionen-Gefecht
Das juristische Gezerre mit dem Beratungsunternehmen Wibera ist auf der Zielgeraden. Auslöser war die Versteuerung von Wingas-Geld vor zwölf Jahren. Das wurde als verdeckte Gewinnausschüttung geahndet.
Monheim. Die Herbstenszeit, Erntedankfest - mag sich vielleicht auch sehnlichst der Kämmerer wünschen. Denn tatsächlich könnte in den nächsten Wochen ein Geldsegen auf die Stadt zukommen. Hintergrund ist der Rechtsstreit mit dem Wirtschaftsberatungsunternehmen Wibera, der seit Jahren andauert. Aber nun ist man auf der Zielgeraden. Und in der Stadttöchter-Dachgesellschaft MVV (Monheimer Verkehrs- und Versorgungs GmbH) wurde vom Aufsichtsrat am Dienstagabend in nichtöffentlicher Sitzung grünes Licht für das letzte Gefecht gegeben.
Es geht um mehrere Millionen Euro. Angefangen hatte dabei alles mit der Gründung einer eigenen städtischen Gasversorgung (GVM) vor zwölf Jahren. Die wählte mit Wingas einen neuen Vorlieferanten. Dafür floss ein Bonbon von mehr als fünf Millionen Euro. Diese "strategische Prämie" wurde aber nicht bei der GVM versteuert, sondern bei der MVV. Das Finanzamt attestierte das als so genannte verdeckte Gewinnausschüttung. Die Stadttöchter mussten als Strafe nachversteuern - und machten wiederum die Wibera als beratendes Unternehmen verantwortlich.
Nach jahrelangem juristischen Gezerre mit PricewaterhouseCoopers, inzwischen Eigentümer der Wibera, konnte die Stadt schließlich vor dem Oberlandesgericht vor rund einem Jahr im Grundsatz siegen. Allerdings gab der Richter mit auf den Weg, dass die beiden Parteien sich in einem Vergleich einigen. Da liegen die Meinungen freilich immer noch weit auseinander. Und es geht um mehrere Millionen Euro.
Der so genannte Primärschaden ist noch relativ unstrittig. Aus dem Aufsichtsrat sickert eine Summe von etwa 1,5 Millionen Euro durch. Doch bei den Folgeschäden geht es um eine noch höhere Summe - wie man so munkelt. Da werden Zinsen geltend gemacht und sechsstellige Beratungskosten ins Feld geführt von der MVV. Doch das Gezerre wird bald ein Ende haben. Denn einigen sich die Parteien nicht, spricht das Landgericht ein Machtwort. So oder so ist für den Kämmerer Herbstenszeit. Bleibt abzuwarten, wie üppig die Euro-Ernte ausfallen wird.