Monheim Ulla Hahn verleiht Monheim Berühmtheit
Monheim. · Wissenswertes rund um die Stadt Monheim können Leser in den Romanen „Lommer jonn“ von Autorin Ulla Hahn erfahren. Detailreich beschreibt sie in ihren autobiografischen Bänden das Stadtbild.
„Lommer jonn“: Wer etwas über das Werden seiner Heimatstadt erfahren möchte, der muss sich eigentlich nur den ersten und zweiten Band von Ulla Hahns Hilla-Romanen unter den Arm klemmen und damit durch Monheim spazieren. Die Autorin, 1945 in Monheim geboren, hat ihre Kindheit detailreich und atmosphärisch dicht beschrieben. Ihr zu Ehren hat die Stadt ihr Geburtshaus an der Neustraße (im Buch Altstraße) zu einem interaktiven Literaturhaus umgestaltet. Die Orte von Ulla Hahns Kindheit sind für einen Monheimer in „Das verborgene Wort“ und „Aufbruch“ unschwer zu erkennen.
Zum Beispiel das Hochhaus direkt gegenüber ihrem kleinen Elternhaus: „Der Klotz“, gebaut in den 60er Jahren auf dem Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Holthausen, hat Platz für 400 Menschen. und „verschattet den Garten“ schreibt Ulla-Hahn. Dort, wo heute das Ulla-Hahn-Haus steht, war das damalige Dorf schon fast zu Ende. „Das war Ortsrandlage“, erläutert Stadtführerin Elke Minwegen.
Das Hochhaus markiert den Schritt des Dorfes auf dem Weg zur Stadt. So eng wie das Dorf, so begrenzt war der Horizont vieler Bewohner, streng ausgerichtet an der katholischen Kirche.
Stadt hat Schuppen der
Autorin wieder aufgebaut
So beschreibt es Ulla Hahn in ihren vier autobiografischen Bänden immer wieder. Eine Welt, aus der sie ausbrechen will, vor der sie sich in ihren Schuppen zurückgezogen hat und in die Welt der Literatur, der Klassiker eingetaucht ist. Den Schuppen, Ausgangspunkt ihrer Entwicklung, hat die Stadt nun wieder aufgebaut. „In Zusammenarbeit mit Ulla Hahn und ihrem Bruder“, berichtet Elke Minwegen. Offiziell eröffnet wird er voraussichtlich am 10. Mai.
Am Ulla-Hahn-Haus (im Besitz der Stadt) starten die Führungen, die Minwegen anbietet. Sie erläutert, dass das heutige Ulla-Hahn-Haus eigentlich doppelt so groß ist, wie das Elternhaus der Dichterin.
„Die Familie hat in einer Hälfte des Doppelhauses gelebt. Eltern, zwei Kinder und die Großeltern.“ Unten waren Küche und Wohnraum, oben die Schlafzimmer für Eltern, Großeltern und zwei Kinder. In einem Schrank auf dem Speicher, der heute ausgebaut ist, hat die Romanfigur Hilla Palm – „dat Kenk vun nem Prolete“ – mit verbissenem Ehrgeiz Hochdeutsch gelernt, und später unliebsame Erinnerungsstücke dorthin verbannt.
Im Schuppen hat Ulla Hahn gelesen, gelernt und schreckliche Erlebnisse verarbeitet. Ein Rückzugsort wie der Rhein, den sie gemeinsam mit dem Großvater immer wieder besucht hat.
„Lommer jonn“ ist in den Büchern immer wieder Auftakt zum Auf- und Ausbruch. Die Großvaterweide ist auch ein zentrales Motiv, das sich wie ein roter Faden durch die Bände zieht.
„Ob es den Baum noch gibt, welcher genau es sein könnte – wir wissen es nicht“, sagt Minwegen. Ihre Führungen beschränken sich ohnehin auf die Schauplätze in der Altstadt, die für Ulla-Hahn während ihrer Kindheit in den 50er und 60er Jahren wichtig waren. Da ist der Schelmenturm – Schinderturm im Buch genannt.
Verschiedene Strecken werden
in den Romanen beschrieben
Da ist die Kirche St. Gereon. Den Kradepohl, wo die Altstadtkirche steht, hat sie umgetauft in Madepohl. Die Eisdiele „Milchbar“ ist dort, wo früher der Pub war und heute Privatleute wohnen. An der Lottenschule, die Ulla Hahn besucht hat, geht es auch vorbei und über die Krischer Straße, benannt nach dem damals amtierenden Bürgermeister Philipp Krischer. Im Buch heißt er Waldemar Vischer. Seine Tochter hat die junge Hilla immer unterstützt.
Ebenso der Pastor, der ihr nicht nur den Weg zu Realschule und Aufbau-Gymnasium geebnet hat, sondern auch dafür sorgte, dass sie ein Stipendium bekam und im Schwesternheim in Köln wohnen konnte, während sie studierte. „Was ich auch immer zeige sind die Straßenbahngleise“, erläutert Stadtführerin Elke Minwegen. Die führten direkt an Hahns Elternhaus vorbei.
Es gab zwei Strecken der Straßenbahnen, eine nach Langenfeld, das in dem Roman Großenfeld heißt. Dort ging Ulla Hahn zur Realschule (heute: Freiherr-vom-Stein-haus/Stadtmuseum).
Die andere Bahn fuhr nach Baumberg. Wo heute das Rathaus-Center steht war früher eine große Wiese. Was neben vielen historischen Gebäuden geblieben ist, ist natürlich der Rhein. Wer also nach einer Führung noch Lust hat, dorthin zu spazieren, kann „Buchsteine“, „Lachsteine“ oder auch „Wutsteine“ sammeln, so wie es Hilla und ihr Bruder getan haben. Sie tauchen in den Romanen immer wieder auf.
Rheinkiesel zieren auch optisch die Buchseiten aller vier Bände von Ulla Hahn, markieren dabei so Kapitel und verschiedene Abschnitte. Also: „Lommer jonn.“