Monheimer Narren lernen Wagenbauen von Jacques Tilly

Im September wird Tilly bei einem Seminar sein Wissen an die Karnevalisten weitergeben.

Foto: Andreas Endermann

Monheim. Der Monheimer Rosenmontagszug zieht alljährlich Zehntausende von schaulustigen Narren auch aus der Nachbarschaft an. Nur ins Fernsehen haben es die originellen Wagen und die mit viel handwerklichem Geschick gefertigten Kostüme noch nicht geschafft. Das könnte demnächst anders werden. Denn die Stadt Monheim hat sich dazu entschlossen, den Karnevalisten am 23. und 24. September ein Seminar bei Jacques Tilly, dem Düsseldorfer Großmeister der Wagenbaukunst, zu finanzieren. Die Idee dazu hatte die Gromoka: „Bei der Manöverkritik nach dem letzten Zoch, der ja angesichts der Sicherheitsauflagen immer aufwendiger wird, hat uns der Bürgermeister gefragt, wie er den Karneval unterstützen könnte“, berichtet Sitzungspräsident Moritz Peters. „Wir haben etwas gesucht, das dem Erscheinungsbild des Zuges nachhaltig zugutekommt — die Wirkung eines Containers Kamelle verpufft ja schnell.“ Einige Vereine hätten von solchen Wagenbauer-Workshops sehr profitiert, was die künstlerische Qualität angeht, fügt Bürgermeister Zimmermann hinzu. Er betrachte den Karneval durchaus als Mittel des Stadtmarketing.

Die Gromoka hat die Organisation übernommen und alle Karnevalsvereine angeschrieben, die Interesse am Wagenbau haben könnten. Man wolle mit dem Seminar auch neue Gruppen animieren, einen Wagen zu bauen — und wenn es nur eine Figur auf dem Bagagewagen ist, so Peters. „Wir als Gromoka erhoffen uns davon natürlich einen Mehrwert.“ Deshalb habe man Tilly ein paar Fotos zugeschickt, um den Leistungsstand der Monheimer Wagenbauer zu dokumentieren.

„Das finde ich spitzenmäßig“, freut sich Gerhard Fiedler von den Maatplatzjecke. „Ich habe den Kursus mal zum Geburtstag geschenkt bekommen“. „Eine super Sache“, pflichtet ihm Christian Halbay, Vorsitzender der Chrisboomschmücker, bei. Die Wagenbauer bedürften dringend einer Motivationsspritze. „Wir haben festgestellt, dass die Wagen weniger werden und dafür die Fußgruppen immer besser werden.“ Alles, was dazu beitrage, den Rosenmontagszug qualitativ zu verbessern, sei zu begrüßen. Er selbst habe schon vor zehn Jahren ein solches Seminar besucht. „Damals haben wir noch viel zu viel Holz verbaut.“ In dem alten Straßenbahndepot in Düsseldorf-Bilk lerne man die Grundfertigkeiten des Wagenbaus: Wie man um ein hölzernes Pyramidengestell herum die Figur aus Maschendraht formt, Knochenleim anrührt, das Drahtmodell mit Papier kaschiert und welche Farben man für die Beschichtung verwendet.

„Wir könnten ganz viele Gänselieseln bauen“, schlägt Jacques Tilly vor, um dem Seminar ein bisschen Lokalkolorit zu geben. Normalerweise würden die Seminarteilnehmer, die aus ganz Europa kommen, von den Vereinen finanziert. Eine Stadt als Sponsor sei weniger gewöhnlich. Dass die Stadt auf diese Weise auch „die Spottkübel bezahlt, die irgendwann über ihr ausgeschüttet werden“, findet er grundanständig. Er selbst lasse sich grundsätzlich nicht von irgendwelchen Sponsoren beeinflussen. „Wir Narren nehmen keine Rücksicht.“