Monheimer Panikorchester bläst dem „Soli“ den Marsch
Bürger aus den betroffenen Kreisstädten protestieren gegen die vom Land geplante Solidaritäts-Umlage.
Kreis Mettmann. „Sonderfahrt“ steht auf dem Bus der Monheimer Bahnen. „Und ob das eine ist“, sagt Erwin Schumacher schmunzelnd.
Wie die übrigen fast 30 Fahrgäste ist der 65-jährige Monheimer bestens gelaunt. Es ist 8 Uhr morgens. Vom Busbahnhof geht es gen Düsseldorf.
„Heute wird demonstriert gegen diesen Unsinn. Und zwar nach echt Monnemer Art“, sagt Schumacher. Viele lachen mit — auch Bürgermeister Daniel Zimmermann.
Dabei ist der Anlass der Fahrt nicht erfreulich: „Der Kommunal-Soli würde für uns bedeuten, dass wir 240 Millionen Euro zahlen müssen“, erläutert Zimmermann. Emil Drößer schüttelt den Kopf.
„Wir können doch nicht das Ruhrgebiet entschulden“, sagt der Chef des Monheimer Panikorchesters. Das ist eigentlich mehr im Karneval zu Hause. Doch an diesem Morgen will es vor dem Landtag den Ton angeben.
Auf der Rasenfläche vor dem Gebäude des Landesparlaments versammeln sich etwa 500 Demonstranten. Rot-weißes Flatterband der Polizei zeigt die Grenzen der Bannmeile auf. „Ratingen wehrt sich: Stop! Wir haben selbst Schulden“, ist auf einem Plakat zu lesen.
Bürgermeister Harald Birkenkamp schaut zufrieden — obwohl Ratingen mit 4,3 Millionen Euro jährlich zur Kasse gebeten werden soll. Doch was ihn trotzdem auch mal lächeln lässt, ist wohl die Tatsache, dass die Dumeklemmerstadt mit Dutzenden Demonstranten vertreten ist.
Auch Vereine sind dabei. „Das trifft nicht einfach nur eine Stadtkasse. Das trifft uns alle“, sagt Michael Droste, Präsident der Roten Funken. „Wir organisieren jedes Jahr eine Sitzung für Menschen mit Behinderungen. Die Stadt kommt uns bei der Hallenmiete entgegen. Wenn sie wegen dieser blöden Abgabe kein Geld mehr hat, dann platzen auch viele Projekte“, sagt er.
„Wer soll das bezahlen? Wer hat so viel Geld?“, tönt es vom anderen Ende der Wiese. Das Panikorchester ist in Aktion. „Wenn das nicht die Monheimer sind. Für die ist immer Karneval“, sagt jemand aus der Langenfelder Delegation lachend.
Ansonsten sind die etwa 50 Angereisten mit Bürgermeister Frank Schneider an der Spitze schlicht sauer. „Die NRW-Zwangsabgabe drückt die letzten gesunden Städte unter Wasser“, ist auf einem Plakat zu lesen. Langenfeld muss jährlich etwa drei Millionen Euro bezahlen. Und Haan protestiert mit den Worten: „Zwangsabgabe = Haan in Not“.
Nach der Demo geht die „Sonderfahrt“ zurück nach Monheim. „Das machen wir jetzt jeden Mittwoch“, sagt Erwin Schumacher und hat die Lacher auf seiner Seite.