Narrenfest bei Sonnenschein
72 Gruppen nahmen am Samstag am Zug durch die Innenstadt teil — und begeisterten.
Langenfeld. „Rambazamba — ganz Langenfeld tanzt Samba“. Das ist zwar in Langenfeld das Sessionsmotto, doch der heimliche Hit ist der Piratentanz. Wie oft das Lied am Samstag auf dem Prinzenwagen abgespielt, gesungen und getanzt wurde, lässt sich wohl nicht zählen. „Dreht Euch einmal ganz ’rum, stampft die Füße auf den Grund!“ Die Paginnen Isabelle, Nadine und Laura hatten den Tanz einstudiert und einen Riesenhit gelandet.
Etwa 30 000 gut gelaunte Narren säumten am Samstag bei Sonnenschein den Zugweg vom Immigrather Platz bis zur Talstraße und sangen das Lied immer wieder mit. Klar, dass viele Menschen im Piratenkostüm gekommen waren. Am Morgen noch hatten sich die Jecken um das Wetter gesorgt, hatte es doch in der Nacht wieder geschneit, aber gegen Mittag war der Schnee geschmolzen. Ein ganz warmes Kostüm war nicht erforderlich, so manches kesse Bein wurde nur von einem kurzen Höschen geschmückt, wenn auch die Füße in Fellstiefeln waren.
Lustig, bunt und voller Ideen — von Langenfeld kennt man es nicht anders. Die Fußgruppen mit selbstgenähten aufwendigen Kostümen, die HSV-Karnevalsfrauen (Samba-Tänzerinnen) und die Schießfrauen St. Hubertus (Froschköniginnen) schießen immer den Vogel ab, wenn es um besondere Kreativität geht.
Die Grundschule Richrath bildete mit ihren Bauarbeiten eine große Gruppe, die Lebenshilfe war mit Wagen und Fußgruppen dabei. Die Schusterjungen der ara hatten sich als blaue Muscheln verkleidet. Die Tanzgruppe Echte Fründe ließ den Zug immer wieder stoppen, um ebenso wie die Rheinsternchen mit gewagten Tanzeinlagen zu begeistern. Der RKV ließ gleich die ganze Stadt umbenennen. „Langenhausen, Kreis Richrath“ soll Langenfeld in Zukunft heißen.
Ob das dem Bürgermeister, der an der Solinger Straße den Zug mit sichtlichem Spaß miterlebte, geschmeckt hat? Er hatte sich als Kölsch Hänneschen verkleidet und verschenkte sein aufgefangenes Wurfmaterial gleich weiter. Die kölsche Verkleidung nahm ihm keiner übel. Prinz Wolfgang stammt aus Köln und Prinzessin Beate aus Düsseldorf, da dürfen sich Alaaf und Helau mischen.
In und vor dem Haus der Arbeiterwohlfahrt ging es hoch her. „Um 13 Uhr war hier schon viel Betrieb“, sagte Awo-Vorsitzender Klaus Kaselowsky. Mitglied Kristin Hänsel hatte wieder die Moderation vom Fenster aus übernommen und begrüßte den Zug. „Ich bin Karnevalistin von klein an, ich bin mit dem Herzen dabei“, sagte sie. Den Orden hatte ihr das Prinzenpaar schon Altweiberdonnerstag verliehen, Samstag konnte sie noch manches an Wurfmaterial fangen.
Ungewöhnliches Objekt der Begierde: das Vampir-Gebiss der SGL Karate-Abteilung — leckere Möhren eines Richrather Landwirts. Die städtische Müllabfuhr hatte alle Mühe, die Spuren des Zuges später zu beseitigen. Immerhin waren auch 13 Pferde der berittenen Garde und vier Polizeipferde mitgezogen. „Toll war der Zug“, lobte Anneliese Witzleb den Zug, „aber das haben wir nicht anders erwartet.“