Obst- und Gartenbau: Die Suche nach jungen Trieben
Der Verein blickt auf 60 Jahre zurück. Allerdings benötigt er Nachwuchs.
<span style="font-weight: bold;">Monheim. Der Zweite Weltkrieg ist gerade vorbei. Die Menschen hungern. Lehrer Wilhelm Schulten handelt: Er gründet den Obst- und Gartenbauverein. Die Menschen müssen sich selbst versorgen können. Die Resonanz ist überwältigend. Der Verein startet mit 230 Mitgliedern. Das ist jetzt 60 Jahre her. Seitdem hat sich viel getan. Damals lag der Grundgedanke darin, dem Mitgliedern bei der Beschaffung von Saatgut und Düngemitteln sowie bei Fragen der Bodenkultivierung zu helfen. "Die waren froh, wenn die eine Scholle hatten zum Kartoffeln anbauen. Früher haben die Leute ja auch mehr gegessen. Eine vierköpfige Familie hat über sechs Monate acht Zentner Kartoffeln verspeist", erinnert sich Wolfgang Wunderlich (64), der seit 2001 Vorsitzender des Vereins ist.
1958 hatte man dann die größte Not überstanden. "Da hat sich der Verein auch weiter geöffnet. Das war der Wandel der Zeit. Das Gemüse wurde immer mehr zurückgedrängt. Heute gilt der Garten eher als Freizeitraum", so Wunderlich. Das kann man auch in seinem Garten beobachten: Auf der rechten Seite eine Reihe Obstbäume, auf der linken Seite ein großer Teich. "Bei mir im Garten ist die Zeit dann wohl stehen geblieben," lacht der 71 Jahre alte Wolfgang Langensiepen, weiteres Vorstandsmitglied des Vereins. Er berichtet stolz von den Gemüse- und Obstvariationen, die seinen Garten füllen.
Aber auch innerhalb des Vereins tut sich viel. Jedes Jahr unternehmen die Mitglieder zwei Fahrten. Die Natur Norwegens, Frankreichs, Österreichs und die der Schweiz hat man schon bereist. Außerdem stehen regelmäßig Lehrgänge im Obstbaumschnitt, Wandertage und Ausflüge auf dem Programm. Zudem lockt der Verein jährlich mit seinem großen Erntedankfest.
Darüber hinaus gibt es einige Vorträge. "Gegen jedes Tierchen gab’s früher Chemie. Doch irgendwann kam dann das Wissen um nützliche Tierchen dazu, die die gefressen haben. Und genau dieses Wissen geben wir im Verein weiter", erzählt Langensiepen. Die Tätigkeiten sind alle auf ehrenamtlicher Basis. "Wir engagieren uns in Monheim und machen eine Menge Spenden", erzählt der Vorsitzende.
Ein Problem haben die Gartenbauer allerdings: "Die Überalterung unserer Mitglieder. Wir finden keine jungen Leute, die sich für Natur und Garten interessieren", so Vorstandsmitglied Langensiepen. Dabei ist der Monatsbeitrag von einem Euro gering. Vor allem, wenn man bedenkt, was dafür alles geboten wird: Vortragsabende, Wanderungen, Kurse und Vergünstigungen in vielen Blumengeschäften. "Das, was man hier investiert, bekommt man zehnmal wieder raus" sagt Wunderlich.
Gründung: Am 15. Juni 1947 gründete Wilhelm Schulte den Verein, da so nach dem Krieg eine Nahrungsversorgung gewährleistet werden konnte.
Partnerschaft: 1977 entstand die Freundschaft mit demPartnergartenverein in Wiener Neustadt. Regelmäßig besuchten sichGruppen der Vereine. 1992 lösten sich die Österreicher wegen zu hoherAltersstruktur aber nach 102 Jahren auf.
Versammlungen: Regelmäßig zum Jahresanfang treffen sich alle130 Mitglieder zur Jahreshauptversammlung. Der Vorstand trifft sichsechs Mal jährlich.
Kontakt: Interessierte können sich bei Wolfgang Wunderlich, Telefon 55 435 melden