Parkangebot der Stadt - Eine Stunde Bummeln gratis
Die Politik diskutiert das Parkangebot in der Stadt. Die meisten Kunden sehen aber keinen Grund für Veränderung.
Langenfeld. Das Auto abstellen und schnell in die Post springen, nach einer neuen Jeans Ausschau und einen Plausch mit der Bekannten halten — ein Luxus, wer da nicht für das Parkticket zahlen muss. In der Innenstadt ist das Parken die erste Stunde kostenfrei. Und nicht nur Langenfelder nehmen das als einen solchen Luxus wahr. „Ich finde es sehr gut, dass man hier umsonst parken kann. Etwas abzuschaffen, das sich in den Köpfen der Leute — auch von außerhalb — eingeprägt hat, fände ich sehr ungünstig“, sagt Kai Gräpel (39) aus Solingen.
Die Grünen hatten im Ausschuss für Bau und Verkehr einen Antrag gestellt, nach dem die Parkzeit auf 30 Minuten reduziert werden soll. 200 000 Euro könne die Stadt dadurch jedes Jahr sparen, die sie bisher der Stadtentwicklungsgesellschaft Langenfeld zurückerstattet. Dieser Preisausgleich hat sich nach Angabe der Grünen im Jahr 2012 erneut erhöht — um rund 30 000 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Von 2011 zu 2010 waren es bereits 33 000, von 2010 zu 2009 44 000 Euro. Den Grünen geht es jedoch nicht nur um die Kosten. Susanne Zaß: „Für die Langenfelder sollte — auch unter Berücksichtigung des demografischen Wandels — das Einkaufen ohne Pkw attraktiviert werden.“
Die CDU ist anderer Meinung. „Die erste Stunde kostenfreies Parken ist Langenfelds Alleinstellungsmerkmal. Es ist unser Marketingprojekt Nummer eins“, sagt Tim Koesling . Ein besseres Instrument, um Leute von außerhalb anzulocken und sich auch in den Nachbarstädten einen Namen zu machen, gebe es nicht.
Tatsächlich sieht das die Mehrzahl der befragten Langenfelder ähnlich. „Das Angebot macht das Shoppen in der Stadt schon sehr attraktiv, das sagen auch Bekannte aus den umliegenden Städten“, sagt Nicola Gerlach (31) und entspricht damit dem Tenor der von der WZ Befragten. Die kostenfreie Parkzeit auf 30 Minuten zu verkürzen, sehen die meisten kritisch: „Allein bei der Post steht man doch schon ewig an. Da bleibt keine Zeit, noch andere wichtige Kleinigkeiten zu erledigen, ohne zahlen zu müssen“, sagt Martine Schumacher.
Ein 75-jähriger Langenfelder, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen will, ergänzt: „Die volle Stunde ist ganz wichtig für den Einzelhandel. Denn erst wird gebummelt, dann gekauft. Und meist bleibt noch Zeit fürs Essen. Wenn die Leute hinterher Kassensturz machen, fällt ihnen positiv auf, dass sie viel erledigt bekommen haben und für das Parken nichts oder nur sehr wenig zahlen mussten.“ In dieses Marketing-Instrument solle auch weiterhin investiert werden. „Sonst müsste die Stadt mehr Geld in Anzeigen oder Plakate investieren. Da ist wirklich die Frage, ob das günstiger ist und genauso zieht.“ Ein junger Mann am Parkautomat der Stadtgalerie ist der Überzeugung: „Eine Stunde — das prägt sich ein. Darüber spricht man.“
Aber auch andere Stimmen — wenn auch nicht viele — werden laut. „In Düsseldorf sind die Parkgebühren teilweise immens hoch — und trotzdem fährt man hin, hält sich auf, bezahlt“, sagt Lars Kämpfer. Und seine Freundin ergänzt: „Das plant man ein, wenn man einkaufen fährt.“
Auch wenn der Antrag der Grünen im Ausschuss keinen Erfolg hatte, so gab er doch den Anstoß, erneut über die Möglichkeit nachzudenken, die Einzelhändler ins Boot zu holen. Frank Noack (FDP): „Als das kostenfreie Parken eingeführt wurde, hatte die Verwaltung uns mitgeteilt, sie wolle nach einiger Zeit prüfen, ob sich Unternehmen daran beteiligen.“
Laut Stadtverwaltung hat das bislang nicht funktioniert. „Es ist uns bis heute nicht gelungen, beispielsweise die Stadtgalerie an den Kosten zu beteiligen“, sagt Baudezernent Hans-Otto Weber. Als im Jahr 2000 die Stadtgalerie eröffnet wurde, sei das Angebot des kostenfreien Parkens als Anschubfinanzierung gesehen worden, „bis sie auf sicheren Beinen steht“, sagt Weber. Die Händlervereinigung Kommit soll das Thema nun diskutieren — und prüfen, wie eine Beteiligung der Händler an den Kosten aussehen könnte.