Politiker lassen Unwetter-Schutz prüfen

Gab es Warnsysteme, die Schäden durch das Jahrhundert-Unwetter hätten vorbeugen können? Hat die Feuerwehr genug Personal? Diese und andere Fragen beschäftigen bald auch den Planungs- und Umweltausschuss.

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Langenfeld/Monheim. Vor dem Haus von Angelika Steen-Wollensack liegen Baumstämme, Äste, teilweise schön gerade abgeschnitten. Zwei Laubsäcke sind bis zum Rand mit kleinen Zweigen gefüllt. „Das haben wir alles aus dem Bach gezogen“, sagt Steen-Wollensack. Der Wasserspiegel des Immigrather Bachs ist zwar wieder deutlich gesunken. Doch das Wasser fließt nicht. Vor dem Rohr, das unter der Straße hindurchführt, staut es sich schon wieder. „Die Uferböschung hängt voller Zweige. Und ein dickes Kantholz, überzogen mit Teerpappe, liegt quer über dem Bach. Da sieht man, wie hoch das Wasser stand“, sagt Steen-Wollensack, die sich fragt, woher das Gebälkstück kommt und wie es zu beseitigen ist.

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Fragezeichen tun sich auch bei der SPD-Ratsfraktion in Langenfeld auf. Sie beantragt für die nächste Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses (21. Juni) zunächst einen Bericht über die Starkregenereignisse der vergangenen Tage und Wochen, die Auswirkungen und die Kosten. Und sie will wissen, wo die neuralgischen Stellen in der Stadt sind, ob sie mit Frühwarnsystemen ausgerüstet sind und wie die Stadt sich für die Zukunft besser schützen will. Auch ob die Feuerwehr, die mehrfach Verstärkung anfordern musste, personell und technisch ausreichend gerüstet ist, wollen die Sozialdemokraten wissen. Die CDU begrüßt, dass das Thema Abwasserbeseitigungskonzept im Bau- und Verkehrsausschuss am 14. Juni auf der Tagesordnung steht. CDU-Ratsherr Sebastian Köpp hatte sich Sonntagnacht selbst ein Bild von der Situation in der Stadt gemacht. Er hofft für die Zukunft auf Möglichkeiten, entstehende Engpässe beim Ablaufen des Regenwassers beseitigen zu können.

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Für das 407 Kilometer lange Kanalsystem (Regen- und Schmutzwasser) ist die Stadt selbst zuständig, sagt Bereichsleiter Ulrich Beul. Für die Beseitigung von Ästen und sonstigem Unrat sowie für das Säubern der Uferböschung zeichnet der Bergisch-Rheinische-Wasserband (BRW) verantwortlich. Die Aufräumarbeiten an den Bächen, so informiert Beul, der in Kontakt mit dem BRW steht, werden heute beginnen. „Die Firmen sind beauftragt“, bestätigt Kristin Wedmann vom BRW gestern. Immigrather Bach und Gladbach haben dabei erste Priorität. „Diese Regenfälle sind ganz lokale Ereignisse“, sagt Wedmann. Dort, wo es passiert, seien Bäche und Kanalsysteme schnell überfordert. Dagegen würde auch eine ökologische Verbesserung nur bedingt helfen. Das Problem sei die dichte Besiedlung. Wie lange das Saubermachen und die Kontrollen dauern werden, könne man noch nicht sagen. In Notfällen ist der BRW unter Telefon 02103/61532 zu erreichen (Hochwasserleitstelle Hilden).

Ob eine Bilanz der Unwetter in Langenfeld pünktlich zu den Ausschüssen gezogen werden kann, ließ Ulrich Beul offen. „Das waren außergewöhnliche Ereignisse“, sagt er. Welche Maßnahmen zum Schutz künftig vorgenommen werden können, müsse jetzt diskutiert werden. Das hat auch Bürgermeister Frank Schneider angekündigt, der sich bei den Helfern bedankte. In der Nacht zu Sonntag gab es 220 Einsätze in Langenfeld.

In Monheim ist die Feuerwehr insgesamt 180 Mal ausgerückt, um vollgelaufene Keller leer zu pumpen. Am stärksten betroffen war der Stadtteil Baumberg. Dort wird die Stadt Monheim ab morgen auch unwetterbedingten Sondersperrmüll einsammeln. Bei dem Unwetter handelt es sich nach den Worten von Rathaussprecher Norbert Jakobs um ein Ereignis, das statistisch seltener als einmal in 100 Jahren vorkommt. Es handle sich um eine absolute Ausnahmesituation. Der Regenschreiber des Klärwerks nahe der Baumberger Chaussee habe 100 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter in gerade einmal 95 Minuten gemessen.