Postgeschichte in 500 Bildern
Stadtarchiv erhält eine private Sammlung zur Postgeschichte. Briefe und Dokumente sind von „unermesslich hohem Wert“.
Langenfeld. Hinter dicker Plastikfolie liegen die vergilbten Schwarz-Weiß-Fotos, Zeitungsartikel, amtliche Dokumente und Postkarten. „Liebe sei dein ganzes Leben, Liebe wunderbare Huld. Nur die Liebe kann dir geben Sanftmut, Demut und Geduld“, schreibt Bernhard 1905 Pauline aus Immigrath auf einer himmelblauen Postkarte.
Dem Rand hat Bernd seine persönliche Note verpasst. Handschriftlich hat er seiner Pauline eine Botschaft hinterlassen. Ob Pauline sie jemals entziffern konnte, weiß niemand.
Stadtarchivar Marco Klatt wird das Entschlüsseln aber auf jeden Fall eine Weile beschäftigen. Acht Alben mit rund 500 Dokumenten aus der Zeit von 1773 bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts der Langenfelder Postgeschichte werden bald in seinem Archiv liegen.
Zuvor muss Klatt sie jedoch in ein Verzeichnis aufnehmen, zwischen säurefreies Papier legen und zudem den Inhalt jedes Dokuments grob zusammenfassen. Bis sie den Nutzern des Stadtarchivs zugänglich gemacht werden, vergehen voraussichtlich sechs Monate.
Die wertvollsten Stücke sind seit gestern in der Sparkasse zu sehen, später plant das Kulturelle Forum sie in seine Daueraustellung zur Postgeschichte aufzunehmen.
Die Sammlung stammt aus den Händen des Langenfelders Herbert Hufnagel. Der Bäckermeister hatte sich Zeit seines Lebens mit der Langenfelder Postgeschichte befasst und jeden Schnipsel akribisch gesammelt.
Seine Erben haben die Sammlung nun dem Stadtarchiv übergeben. Hella-Sabrina Lange, Leiterin des Kulturellen Forums: „Die Dokumente sind für die Stadtgeschichte von unermesslichem Wert. Für das Stadtarchiv ist die Sammlung ein großer Schatz.“
Der Förderverein Stadtmuseum erwarb die Sammlung (Kaufpreis 20 000 Euro) mit Unterstützung der S-Bürgerstiftung der Stadt-Sparkasse Langenfeld. Die Bürgerstiftung zahlte 7500 Euro, der Förderverein Stadtmuseum 6500 Euro. Die Erben, Familie Ruchay, gaben 5000 Euro, 1000 Euro gab der Langenfelder Wolfgang Zeibig.
Bereits 1979 hatte Herbert Hufnagel dem Archiv einige Dokumente zur Verfügung gestellt. Nach seinem Tod gab es erste Gespräche zwischen den Erben und dem Förderverein über den Verbleib der Sammlung, 20 Jahre später erst einigte man sich. Die Höhepunkte der Sammlung sind für Hella-Sabrina Lange vor allem die amtlichen Dokumente und Feldbriefe. „Ein Soldat aus dem Ersten Weltkrieg in französischer Kriegsgefangenschaft schreibt seiner Familie, wie abgemagert er ist“, schildert Lange.
Und auch ein Armutszeugnis findet sich unter den Dokumenten. „Ein Richrather hatte Schulen gemacht und war nach Garath gezogen. Ein Schreiben bescheinigt ihm, dass bei ihm nichts zu holen ist.“ Und auch das „Schmiergeld“ kommt anhand der Unterlagen eine andere Bedeutung zu. „Es war ein Posten, der zu zahlen war, um die Achsen der Postkutschen schmieren zu lassen“, erklärt Stadtarchivar Marco Klatt.