Schätze aus dem Rathauskeller
Am Samstag werden 48 Fundräder versteigert. Im Keller des Fundbüros sind so manche Schätzchen verborgen.
Langenfeld. Die Arbeit im Fundbüro hat manchmal etwas von einer Schatzsuche — nur ohne Karte. Wenn bei Karin Schnapper wieder einmal ein Rucksack abgegeben wird, geht die Mitarbeiterin auf Hinweisjagd in den Taschen. „Manchmal ist das ganz schön eklig. Man weiß ja nie, was drin steckt“, sagt Schapper. Ab und zu sind die Fundstücke sogar derart verrottet, dass sie gleich im Mülleimer landen.
In anderen Fällen führt die Spurensuche zu einem erfreulichen Ergebnis. „Vor kurzem wurde uns ein Portemonnaie vorbei gebracht“, sagt Schapper. Sie fand in den Fächern den Führerschein des Besitzers. „Ich rief bei der Führerscheinstelle in Bornheim an und bekam so Adresse und Telefonnummer heraus.“
Ein Glücksfall, der eher die Ausnahme ist. Die meisten Fundstücke werden nicht abgeholt. Das Problem: Die Besitzer von Fahrrädern, Schlüsseln oder Brieftaschen suchen gar nicht erst nach ihren verloren gegangenen Stücken. „Mich wundert es immer wieder, wie wenig Leute bei uns nachfragen“, sagt Nina Oberfranc, Leiterin des Bürgerbüros, zu dem das Fundbüro gehört. So sind aus dem vergangenen Jahr 48 herrenlose Fahrräder im Keller übrig geblieben. Die werden am Samstag versteigert. Nach einem halben Jahr kann der Finder seinen Anspruch geltend machen, passiert das nicht, kommen die Fahrräder unter den Hammer und der Erlös fließt in die Stadtkasse.
Unter den Fundstücken sind durchaus teure Markenräder in bestem Zustand. Auch beliebte Modelle wie Mountainbikes und Hollandräder stehen zwischen Fahrrädern, die bereits etwas Rost angesetzt haben. Bei der letzten Versteigerungen lagen die Preise zwischen einem und 94 Euro.
Fahrräder werden eindeutig am häufigsten im Fundbüro abgegeben. „In Langenfeld fahren eben viele Einwohner mit dem Rad. In anderen Städten, beispielsweise in Solingen, lohnt sich eine Versteigerung bei fünf Fundrädern gar nicht“, sagt Oberfranc.
Auch die Kisten mit Handys und Schlüsselbünden sind gut gefüllt. Die Abgabequote steigt besonders nach Stadtfesten oder den Karnevalstagen. Dann bringen nicht nur Privatpersonen Fundstücke, auch die Polizei steht regelmäßig auf der Matte. Vor wenigen Tagen kam erst eine neue Lieferung der Ordnungshüter — darunter auch wieder Fahrräder.
Teure Schmuckstücke sind bisher nicht im Fundbüro gelandet, nur Modeschmuck. Dafür machte der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) vor einigen Jahren einen großen Fund: 6000 Euro wurden in Schuhen, die jemand in der Einrichtung als Altkleidung abgegeben hatte, entdeckt. Der SKFM brachte das Geld zum Fundbüro — niemand meldete den Betrag als verloren, deshalb gehörten die 6000 Euro dem SKFM.
Ein anderer Fund hat sich allerdings noch tiefer in Karin Schappers Gedächtnis gebrannt: ein Gebiss. „Das war das ekligste, was je bei uns abgegeben wurde.“ Nach sechs Monaten Wartezeit wurde es entsorgt.