Richrather ärgern sich über Baupläne
Die Evangelische Kirche will auf ihrem Grundstück Wohnungen errichten. Die Nachbarn befürchten zusätzlichen Lärm.
Langenfeld. Am Ende der etwa anderthalbstündigen Versammlung warfen sich einzelne Teilnehmer Vorwürfe wie „Egoismus“ und „Unverschämtheit“ an den Kopf. Dabei ging es „nur“ um die Bebauungspläne der Evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld für ihr Grundstück hinter der Lukaskirche. In ihrem Richrather Gemeindesaal stellte die Gemeinde die Pläne am Donnerstagabend der Öffentlichkeit vor. Rund 80 Interessierte kamen. Einige Grundstücksnachbarn äußerten ihren Unmut über die Neubebauung.
Von den fünf Gebäuden auf dem Areal entlang des Burbachs sollen die Lukaskirche und der Jugendtreff Alte Schule erhalten bleiben. Abgerissen werden die beiden nicht mehr genutzten Pfarrhäuser und das Gemeindehaus gleich hinter der Kirche. Als Neubauten vorgesehen sind neben einem kleineren Anbau an das Gotteshaus („Kirchencafé“) ein bis zu dreistöckiges Mehrfamilienhaus mit 15 Mietwohnungen sowie am Ende des Grundstücks, etwa in Höhe Wilhelm-Boddenberg-Straße, ein zweigeschossiges Gebäude für 14 Menschen mit Behinderung im Betreuten Wohnen.
Weil sie Jahr für Jahr um ein Prozent der Mitglieder schrumpft, muss die Kirchengemeinde sparen und sich verkleinern muss. Rund 300 000 Euro müsste die Gemeinde in das sanierungsbedürftige Richrather Gemeindehaus stecken, erläuterte in der Versammlung Pfarrerin Annegret Duffe. Deshalb habe sich die Gemeinde für einen neuen, aber kleineren Anbau als Treffpunkt entschieden. „Finanzieren wollen wir diesen durch die neue Wohnbebauung“, sagte die Presbyteriumsvorsitzende Karin Seitz. Deshalb und weil die Gemeinde Einfluss auf die Gestaltung und eine „Nutzung mit sozialem Sinn“ behalten will, verkauft sie nicht einfach einen Teil des Grundstücks, sondern realisiert die neue Wohnbebauung in eigener Regie und finanziert sie durch einen Kredit.
Anwohner befürchten unter anderem den Verlust ihrer Ruhe. „Die Mieter in dem neuen Wohnhaus werden in meinen Garten schauen können“, sagte eine Anwohnerin. Eine „erhebliche Lärmbelästigung“ durch die Autos von Mietern und Mitarbeitern des Betreuten Wohnens befürchtet eine andere. Auch dass dieses Wohnhaus über die Flucht des eigenen Hauses hinauswächst, war ein Thema, ebenso die Müllabfuhr. Architekt Konstantin Pichler versprach, den Bedenken in der Detailplanung nach Möglichkeit Rechnung zu tragen. Doch die Kritiker wünschen sich direkte Einflussmöglichkeiten im Zuge eines städtischen Bebauungsplan-Verfahrens. „Sonst sind wir außen vor“, sagte Anwohner Lothar Portugall. Dieses Ansinnen lehnt die Gemeinde mit Blick auf den Zeitplan ab: „Ein B-Planverfahren dauert mindestens zweieinhalb Jahre, im Falle eines Rechtsstreits noch länger — so viel Zeit haben wir nicht“, sagte Hans-Bernd Schiefer, ein Architekt, der das Presbyterium berät.
Schon im „Winter oder Frühjahr“ soll laut Pichler mit dem Abriss begonnen werden, die Neubauten binnen eines Jahres fertiggestellt sein. Ein B-Planverfahren bei der Stadt bereits beantragt hat die Gemeinschaft Richrather Geschäftsleute (GRG). Der Grund sind die ursprünglichen Pläne der Kirchengemeinde, an die Lukaskirche nach vorne hin anzubauen. Das hätte den Wegfall von etwa 16 öffentlichen Parkplätzen bedeutet. „Das ist aber vom Tisch. Wegen eines Kanals darf der Vorplatz nicht bebaut werden“, sagte Pfarrerin Duffe. Laut GRG-Chef Thomas Herweg wollte die Werbegemeinschaft gestern Abend darüber beraten, ob sie ihren Antrag an den am Donnerstag tagenden städtischen Planungsausschuss zurückzieht.