S 68-Ausfall: Wut der Bahnfahrer wächst
Durch den Wegfall der Linie haben Berufspendler zu den Stoßzeiten mittlerweile Probleme, überhaupt einen Platz in der S 6 zu ergattern.
Langenfeld. Lutz Körner steht angesäuert am S-Bahnhof Langenfeld. Der Zehn-Minuten-Takt zu den Stoßzeiten am Morgen und am späten Nachmittag sei für ihn ein gewichtiger Grund, mit der S 6 oder der S 68 zu seinem Arbeitsplatz nach Düsseldorf zu fahren, sagt der 44-Jährige. Doch seit Anfang September fährt die zwischen Langenfeld und Wuppertal-Vohwinkel verkehrende S 68 nicht mehr, so dass Berufspendler wie Lutz Körner bis zu 20 Minuten auf eine S 6 warten müssen. „Und diese Züge sind dann auch noch rappelvoll“, schimpft Körner.
Allmählich kommt Wut bei zahlreichen S-Bahn-Kunden auf. Sie kritisieren dürftige Informationen der Deutschen Bahn. Zunächst hatte es auf Aushängen geheißen, die S 68 fahre nur für wenige Tage nicht. Später war dann zu lesen, dass die Züge bis einschließlich 23. September komplett ausfallen sollten. In Hellerhof nannte ein weiterer Zettel den 26. September als Frist. Und jetzt steht unterhalb der Treppe am Langenfelder S-Bahnhof, dass „aufgrund von Weichenarbeiten in Düsseldorf“ sämtliche Züge der S 68 zwischen Langenfeld und Wuppertal-Vohwinkel bis Samstag, 8. Oktober, 4 Uhr, nicht fahren.
Die Düsseldorfer Ratsfrau Ursula Holtmann-Schnieder, die von Hellerhof morgens in die City fährt, schüttelt darüber nur noch den Kopf. Gerade morgens seien viele Schüler unterwegs. „Warum verlegt die Deutsche Bahn die Arbeiten nicht in die Schulferien?“, fragt sie. Dann wäre es doch alles entspannter. Die Herbstferien nutzt die Bahn tatsächlich. Denn die Arbeiten dauern auch in diesen beiden Wochen an. Nur die Bahn rückte mit dieser Information bislang nicht raus.
Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bahn, dass die Arbeiten — es sollen 79 Weichen erneuert werden — bis in den November gehen. Nur der Bahnkunde erfährt davon nichts. Holtmann-Schnieder spricht von Salami- und Hinhalte-Taktik. Die Bahn hingegen erklärt, dass die Bau-Fahrpläne nicht konkret feststünden und es verschiedene Bauabschnitts-Phasen gebe. Die Detail-Fahrpläne für die nächste Baustufe seien noch nicht vorhanden. Außerdem, so die Bahnsprecherin, gebe es unterschiedliche Kommunikationswege, um sich zu informieren.
Uwe Sandt ist ebenfalls Bahnkunde. Er schaut nicht jeden Tag auf seine Bahn-App oder ins Internet. Denn er kennt seine Abfahrzeiten, nutzt die S 68, durch die sich der 20-Minuten-Takt der S 6 morgens und abends auf zehn Minuten verkürzt. Warum die S 68 aktuell nicht eingesetzt wird, kann Sandt nicht verstehen, da sie ja auf derselben Strecke fahre wie die S 6. Auch hierfür hat die Bahn eine Erklärung. Auf freier Strecke sei ein Gleis gesperrt. Damit es nicht zu Staus kommt, falle die S 68 aus. Momentan ist die S 6 proppenvoll. „Manchmal bin ich morgens froh, überhaupt in die Bahn zu kommen“, sagt ein Fahrgast. Manche nutzen nun das Auto, meint Holtmann-Schnieder. Der Park-und-Ride-Platz in Hellerhof sei leer. Ihn nutzen vor allem Monheimer, die von dort mit dem City-Tarif preiswerter fahren können.