Seit 50 Jahren hat Hilden die Raser im Visier
Jubiläum: Seit einem halben Jahrhundert werden Geschwindigkeitskontrollen im Stadtgebiet durchgeführt.
Hilden. Ein rotes Blitzlicht, ein Blick auf den Tacho - und im Kopf beginnt die Rechnerei, wie teuer es wohl werden könnte. Das Verhalten bei Geschwindigkeitsüberschreitungen ist in Fleisch und Blut übergegangen. Der russische Verhaltensforscher Iwan Pawlow hätte seine helle Freude an den konditionierten Reflexen gehabt, die sich innerhalb von nur einer Autofahrer-Generation in den Köpfen der Temposünder festgesetzt hat. Schließlich ist es gerade einmal 50 Jahre her, dass in Hilden die erste Geschwindigkeitskontrolle durchgeführt wurde - ein von Rasern verfluchtes Jubiläum.
Es war im März 1959, als sich Polizisten aufmachten, den Rasern auf der Richrather- und dann auf der Walder Straße auf die Schliche zu kommen. Am folgenden Tag verkündete die örtliche Zeitung, dass es "allein in der Zeit von 13.14 bis 14.48 Uhr, also in anderthalb Stunden, zu 35 dokumentarisch festgehaltenen Tatbeständen der wesentlichen Überschreitung der Geschwindigkeit" gekommen sei, was jeweils eine Anzeige nach sich zog.
Die Technik, mit denen die Vergehen der Raser nachgewiesen wird, ist seither ständig besser geworden - das Verhalten der Autofahrer hingegen nicht. Auf ein Jahr hochgerechnet wären die Kontrolleure damals wohl auf die gleiche Zahl an Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung gekommen, wie sie noch heute üblich sind: Rund 10000 zu schnell fahrende Kraftfahrer wurden im vergangenen Jahr allein von den beiden fest installierten Kameras am Ostring abgelichtet - und anschließend zur Kasse gebeten.
Einen Unterschied zu den Anfängen der Geschwindigkeitskontrolle gibt es allerdings doch. Damals war es die Polizei, die den Verkehrssündern nachstellte. Die hat sich heute aus diesem Bereich nahezu herausgezogen. Deren mobile Laserpistolen sind neuerdings in Hilden nur noch sporadisch im Einsatz, letztmals im Mai. Davor gab es noch zwei Kontrollen im März.
Betreiber des Starenkastens am Ostring ist der Kreis Mettmann. Dessen Sprecher Martin Kasprcik legt Wert auf die Feststellung, dass die im Juni 1998 gefallene Entscheidung zur Aufstellung der Kästen nur gefällt wurde, "weil es dort zuvor innerhalb von nur einem halben Jahr zu schwersten Unfällen mit einem Toten und vier Schwerverletzten gekommen war". Seitdem die Anlage am 21.August 1998 in Betrieb genommen wurde, seien die Unfallzahlen an der Auffahrt zur Oststraße deutlich gesunken.
Schon vor 50 Jahren war in der Zeitung zu lesen, dass "die Ausübung dieser Kontrolle nur da durchgeführt werden soll, wo die Notwendigkeit in mancherlei Hinsicht erwiesen sei". Daran, so Kasprcik, habe sich bis heute nichts geändert: "Es gibt nur 32 Starenkästen im Kreis Mettmann. Neue kommen nicht hinzu. Wenn eine neue Anlage aufgestellt wird, verschwindet eine alte Anlage an anderer Stelle."
Den Vorwurf der "Wegelagerei" lässt Kasprcik nicht gelten. Die durch Bußgelder erzielten Einnahmen, die in den Kreishaushalt fließen, würden kaum den Aufwand decken, der etwa für die Wartung entsteht. Die Richtigkeit seiner Aussage vorausgesetzt, dürfte der Mercedes-Fahrer, der am 11. September 2008 auf dem Ostring geblitzt wurde, eine Wartung allein bezahlt haben: Er hält mit gemessenen 160,2 Stundenkilometern (50 sind erlaubt) den Geschwindigkeitsrekord.