Seit 85 Tagen ist der Aufzug kaputt
Ein 68-jähriger Mieter mit Herzproblemen sorgt sich um seine Gesundheit. Das Hochhaus gehört der LEG. Der Mieterbund klagt jetzt.
Monheim. „Millionen für den Wärmeschutz, aber keine 500 Euro für eine Original-Platine des Aufzugherstellers Schindler?“ Heinz-Michael Traband kann es nicht fassen. Der 68-Jährige lebt seit sieben Jahren im sechsten Stock des Hochhauses Tegeler Straße 16 im Berliner Viertel. Eigentümerin: die LEG. Seit Mitte Juli funktioniert der Aufzug in dem siebenstöckigen Gebäude nicht mehr. Das sind 84 Tage. Nach einem Herzinfarkt darf sich Traband keinen körperlichen Anstrengungen mehr aussetzen. Treppensteigen wird für ihn leicht zu einem gesundheitlichen Risiko — das habe ihm auch sein Hausarzt attestiert. „Zwei Etagen kann ich gehen, dann muss ich erstmal eine Pause machen und danach nach jedem Absatz“, sagt er.
Im März war der Aufzug schon einmal für zwei Wochen ausgefallen, als dann der Fahrstuhl im Juli erneut außer Betrieb war, beschwerte sich Traband bei der LEG. Er wies darauf hin, dass die Mietsache so nicht 100-prozentig nutzbar sei. Die LEG gewährte ihm daraufhin für einen Monat eine Mietminderung von 20 Prozent. Das nutze ihm aber nichts, sagt Traband, weil seit dem betreffenden Schreiben der LEG schon wieder ein Monat vergangen ist, in dem sich nichts getan habe und seine Gesundheit weiter leide. In demselben Objekt wohnten auch mindestens zwei ältere Menschen, die auf einen Rollator angewiesen seien. „Die kommen selbst gar nicht mehr rauf oder runter“, sagt er.
Sabine B. (56) ist zwar nicht gehbehindert, wohl aber ihr Hund Rocky. Wegen seiner kaputten Bandscheibe ist er gelähmt und läuft mit Hilfe einer Rollstuhlkonstruktion. Jetzt muss sein Frauchen das 25-Kilo-Tier jedes Mal 65 Stufen aus dem dritten Stock runter- und wieder hinaufwuchten, wenn sie ihn ausführen möchte.
Der eingeschaltete Mieterbund Monheim hat mittlerweile Klage eingereicht. „Als ich die LEG in dieser Angelegenheit Ende September angeschrieben habe, hieß es, man komme in den nächsten acht Wochen darauf zurück“, sagt Rechtsanwalt Clemens Wegerhoff. Deshalb habe er die Eigentümerin auf Instandsetzung verklagt. „Auch wenn die Aufzüge alt und Ersatzteile schwer zu bekommen sind, sind drei Monate indiskutabel.“
„Ein Einzelfall, der aus der Verkettung verschiedener unglücklicher Umstände resultiert“, kommentiert Mischa Lenz, Pressesprecher der LEG, den Vorgang. Dass der Fahrstuhl seit Juli mehrfach ausgefallen sei, habe verschiedene Ursachen. „Innerhalb der Steuerungseinheit sind verschiedene Bauteile nacheinander ausgefallen, so dass immer, wenn wir gerade ein Teil erfolgreich repariert hatten, das nächste Element defekt war.“
Aktuell habe die LEG daher vorsorglich alle Bauteile, die eventuell noch ausfallen könnten, bestellt. Man warte derzeit auf die Fertigstellung und anschließende Lieferung der Ersatzteile, hierbei sei sie allerdings vom Hersteller abhängig. „Wir hoffen, den Fahrstuhl bis Dezember dieses Jahres wieder in Betrieb nehmen zu können“, sagt Lenz.
Insgesamt bedauere die LEG die ihren Mietern entstandenen Unannehmlichkeiten und bitte um Entschuldigung. Um ihre Mieter zu unterstützen, biete sie Unterstützung beim Transport ihrer Einkäufe und weitere Tragedienste an, berichtet der Sprecher der Wohnungsgesellschaft. Darüber werde wöchentlich per Aushang im Hausflur informiert. Zudem sei für das Haus ein Hauswart im Einsatz.