So entsteht der perfekte Klang in der Stadthalle
Klavierstimmer Martin Pyschny benötigt für seine Arbeit ein gutes Gehör und viel Geduld.
Langenfeld. Auf den ersten Blick sieht der Werkzeugkasten von Martin Pyschny ganz normal aus. Bei näherer Betrachtung gibt es allerdings Ungewöhnliches zu entdecken. Das Stimmkeil zum Beispiel sieht aus wie ein grober Kamm, ist aber zum Abdämpfen von Saiten gedacht. Der Stimmhammer ist eher eine Art Schraubendreher, mit der sich die Saiten in einem Piano oder Klavier stimmen lassen. Auch Filzstreifen, Gummidämpfer und allerlei anderes sind in der Kiste, ohne das der 48-Jährige nicht arbeiten kann.
Martin Pyschny, Klavierstimmer
Das wichtigste Werkzeug für Pyschnys Tätigkeit ist allerdings sein Ohr — neben der Stimmgabel. Mit ein paar wuchtigen Schlägen auf sein Knie bringt er das Metall zum Schwingen und Klingen. Dann hält er es an den Rahmen des Klaviers in der Stadthalle, das gestimmt werden soll. Wichtig sei dabei, dass die Stimmgabel eine Frequenz von 440 Hertz habe — für den Kammerton A. „Das ist die Grundlage für die weitere Stimmarbeit“, sagt Pyschny.
Jedes Klavier habe 88 Tasten und etwa 230 Saiten mit mehreren Tonnen Zugkraft. „Und jede einzelne muss gestimmt und gegebenenfalls korrigiert werden.“ Das ist bisweilen eine ganz schön kleinteilige Arbeit. Man brauche ein gutes Gehör, Sinn für Mechanik und Geduld für die feinmotorischen Arbeiten, sagt Pyschny. „Oft geht es nur um Nuancen“, meint er, „aber die sind für ein gelungenes Konzert entscheidend.“ Der Klang müsse vor allem sauber sein — ohne Trommeln und ungewollte Nachklänge. „Das ist alles Einstellungssache“, sagt der Experte.
Nach seinem Abitur lernte er den Beruf des Klavier- und Cembalobauers. Grund für den Berufswunsch war auch sein ehemaliger Lehrer Friend Overton, der im Unterricht intensiv den Aufbau von Instrumenten behandelte. „Diese Grauzone zwischen Kunst und Handwerk hat mich irgendwie fasziniert“, sagt Pyschny.
Er kann Klaviere und Flügel allerdings nicht nur bauen, reparieren und stimmen, sondern auch spielen. In Burscheid betreibt er das Klavierhaus Pyschny. Die Schauplatz Gmbh und Musikschulen aus der Region gehören ebenso zu seinen Kunden wie private Auftraggeber. „90 Prozent meiner Arbeit sind im Außendienst“, sagt der 48-Jährige.
In Langenfeld arbeite er vor jeder Veranstaltung, bei dem die Instrumente zum Einsatz kommen. „Schon die Temperatur, Positionswechsel und Luftfeuchtigkeit sind Faktoren, die ein Klavier verstimmen können“, sagt Pyschny. Im „normalen Hausgebrauch“ reiche es hingegen aus, das Klavier einmal pro Jahr nachzustimmen.