St. Martinus zahlt Kopfgeld für Pfleger
Der Langenfelder Klinik ist die erfolgreiche Mitarbeiterwerbung 1000 Euro wert. Für die Gewerkschaft ist das ein „Armutszeugnis“.
Langenfeld. Experten warnen vor einem in den kommenden Jahren dramatisch ansteigenden Mangel an Pflegekräften. Unter solchen Vorzeichen wird die Suche von Kliniken und medizinischen Versorgungsdiensten nach geeignetem Personal immer schwieriger. Das Langenfelder Krankenhaus St. Martinus will dem Erfolg auf ungewöhnliche Weise auf die Sprünge helfen: Es stellt seinen Angestellten 1000 Euro als Kopfprämie für den Fall in Aussicht, dass sie eine geeignete Pflegekraft anwerben.
StephanMuhl, Verwaltungsdirektor St.Martinus
Stephan Muhl bestätigte auf Anfrage den neuen Ansatz, der landesweit für Aufsehen sorgt. „Ja, wir haben jetzt erstmals solch eine Prämie ausgelobt“, sagte der St.Martinus-Verwaltungsdirektor. Das Geld werde ausgezahlt, sofern die vermittelten Neuen mindestens ein Jahr lang im Krankenhaus arbeiten — auf einer halben Stelle oder in Vollzeit. „Wir machen das aber nicht wegen eines besonders großen Personalmangels“, betonte Muhl.
Nur wenige der 235 Stellen im Pflege- und Funktionsdienst des Richrather Krankenhaus seien zurzeit offen und würden spätestens im Oktober besetzt, wenn etliche der 41 Schülerinnen und Schüler ihre dreijährige Ausbildung im eigenen Haus beendet haben. „Wir wollen mit der 1000-Euro-Prämie vorbeugen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Schließlich gibt es durch Familienplanung, Umzug oder sonstige persönliche Gründe immer eine Fluktuation. Und es ist doch gut, wenn durch direkte Ansprache Leute gewonnen werde, die ins Team passen.“ Muhl verweist auf die freie Wirtschaft, in der Prämien für die Mitarbeiterwerbung durchaus üblich seien.
„Wir finden so ein Kopfgeld nicht gut“, meinte indes Willi Oberländer von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Nach seinen Worten ist das neue Angebot „eher ein Armutszeugnis für einen Arbeitgeber. Anscheinend muss nachgeholfen werden, um neue Leute zu kriegen“. Seine Kritik richtete der Gewerkschaftssekretär freilich nicht explizit gegen das Krankenhaus St. Martinus. Damit Kliniken auf Dauer genügend geeignete Pflegekräfte gewinnen, seien einerseits eine bessere Bezahlung und anderseits attraktivere Arbeitsbedingungen nötig. „Das ist bei Tarifauseinandersetzungen ein ständiges Thema.“ An der Langenfelder LVR-Klinik mit zurzeit 540 Pflegekräften seien solche Kopfprämien nicht vorgesehen, versichert Verwaltungsdirektor Holger Höhmann. „Wir decken unseren Personalbedarf in diesem Bereich primär durch geeignete Absolventen unserer Krankenpflegeschule mit 75 Plätzen.“ Hinzu kämen Spontanbewerbungen. „Dass wir uns in der Pflege noch Leute aussuchen können, spricht für uns als Arbeitgeber.“ Indes gibt es laut Höhmann zur Personalgewinnung auch an der LVR-Klinik finanzielle Anreize, etwa Stipendien für Medizinstudenten, die sich für Psychiatrie interessieren.