Städtisches Flüchtlingsheim ist in einem erbärmlichen Zustand
Ein Flüchtlingshelfer bezeichnet die Unterkünfte für Asylbewerber sogar als „Schandfleck“.
Monheim. Fred Schambil wohnt seit 35 Jahren an der Niederstraße. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft ist die städtische Unterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber. „Das Gebäude ist ein Schandfleck“, sagt der Monheimer. Bis vor kurzem hat er die Häuser Nummer 40 und 42 nur von außen gesehen. Seitdem er dort aber eine junge syrische Flüchtlingsfamilie mit einem kleinen Kind betreut, fällt sein Urteil noch drastischer aus: „Das Wohnhaus ist total verdreckt und menschenunwürdig“, findet er. Ist die kleine Wohnung der Syrer in einem ordentlichen Zustand, seien die Türen im Treppenhaus kaputt und die Farbe abgeblättert. Im Flur sei ihm Wasser entgegengekommen. „Ob aus einer Dusche oder Waschmaschine, das weiß ich nicht“, rätselt der Monheimer.
„Das ist schlimm. Schlimmer als der schlimmste Parkhausaufgang, den ich kenne.“ Schambil fürchtet nun, die Stadt lasse die Unterkünfte an der Niederstraße absichtlich verkommen, weil sie in absehbarer Zeit einen Neubau plant. „Dabei können die Schäden mit wenig Geld behoben werden“, meint er. Bürgermeister Daniel Zimmermann weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Natürlich wird das gemacht. Wir brauchen aber immer etwas Zeit dafür.“ Bei jedem Neueinzug werde beispielsweise die Wohnung komplett gestrichen, und die Böden würden ausgetauscht. „Wir haben dort natürlich keine Wohnverhältnisse wie in einem Einfamilienhaus.“ Nicht alle Bewohner achteten auf Sauberkeit und behandelten das Gemeinschaftseigentum pfleglich. Die Hausmeister, die sich rund um die Uhr in Rufbereitschaft befänden, reparierten viele Schäden selber. Auch Sozialarbeiter und der Ordnungsdienst seien regelmäßig in den Unterkünften.
Die Stadt baue neu, weil sie den Standard insgesamt verbessern wolle, „nicht, weil die Situation unzumutbar wäre“, unterstreicht Zimmermann. Die Beschlüsse für die Sanierung eines Teilbestandes und den Neubau hat der Rat bereits gefasst. Los geht es Anfang 2016. Dann wird hinter den beiden Häusern Nr. 40 und 42 ein drittes Gebäude errichtet. Die Bauzeit betrage rund ein Jahr, nennt Zimmermann den Zeitrahmen. Ist das Haus fertig, ziehen die Bewohner aus Nr. 42 dorthin um. Nummer 40 soll grundsaniert werden, während die Menschen in die 42 wechseln. Die Unterkünfte an der Rhenaniastraße 3 und 5 werden anschließend abgerissen.
Aktuell sind an der Niederstraße 40 insgesamt 42 Menschen untergebracht, im Nachbarhaus 44 Personen. An der Rhenaniastraße 3 und 5 wohnen 45 Menschen, erläutert Ordnungsamtschefin Christiane Schärfke. Insgesamt also 131 Personen. Sie stammen aus Deutschland, Kasachstan, Mazedonien, Polen, Serbien, Syrien, Algerien, Georgien, dem Kosovo und Mazedonien. Bürgermeister Zimmermann hat Fred Schambil jetzt zu einer Ortsbegehung eingeladen. Dann will er sich die Kritikpunkte persönlich ansehen.