„Wir Schützen begegnenjedem Menschen mit Respekt“
Klaus Klinkers ist seit knapp 20 Jahren Bezirksbundesmeister.
Langenfeld. Glaube, Sitte, Heimat — alles unmodern? Klaus Klinkers schüttelt energisch den Kopf. Von nachlassendem Interesse, gar von einer Krise im Schützenwesen will der 75-Jährige nichts wissen. Seit knapp vier Jahrzehnten gehört er zu den St. Sebastianern in Langenfeld-Immigrath. Seit knapp zwei Jahrzehnten engagiert er sich als Bezirksbundesmeister im Bezirksverband Rhein-Wupper-Leverkusen, zu dem 16 Vereine der Region gehören. Im Gespräch sagt Klinkers: „Insgesamt ist es so attraktiv und modern wie eh und je, ein Schütze zu sein.“
Herr Klinkers, Schützenvereine klagen über Nachwuchsmangel, Volksfeste schrumpfen — wie kommen sie ausgerechnet vor diesem Hintergrund zu ihrer Aussage?
Klinkers: Natürlich weiß auch ich von den Problemen hier und da. In unserem Bezirk ist eine Bruderschaft ganz in sich zusammengefallen. Aber die Klagen über nachlassendes Engagement höre ich von allen Vereinen. Das ist nichts, was nur mit den Schützen zu tun hat. Was mir manchmal Sorgen macht ist, dass die Schützen das Image haben, reine Traditionalisten und sehr konservativ zu sein. Unsere ganz bewusste Orientierung an der katholischen Kirche verstärkt das. Doch wer sich einmal näher mit den Schützen befasst, der merkt, vieles von diesem Bild beruht auf Vorurteilen.
Dennoch machen muslimische oder homosexuelle Schützenkönige Schlagzeilen, nicht nur positive…
Klinkers: Aus diesem Grund hat der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften dies aufgegriffen. Bundesschützenmeister Emil Voigt aus Leverkusen betont in einem Papier, dass wir Schützen jedem Menschen mit Respekt begegnen. Integration ist eine grundlegende Zukunftsfrage. Und er stellt in unser aller Namen klar, dass die sexuelle Orientierung eines Menschen für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich ist.
Warum bleiben trotzdem die jungen Menschen weg?
Klinkers: Auch das ist ein Vorurteil, das so nicht stimmt. Von den 1312 Mitgliedern in den 16 Vereinen unseres Bezirks, sind 254 Kinder oder Jugendliche. Das ist ein stolzer Anteil, finde ich. Auf dem wir uns allerdings nicht ausruhen dürfen. Deshalb bemühen sich die Vereine mit Kindernachmittagen, Rock- und Diskoveranstaltungen um die Jugendlichen. Noch relativ jung ist zum Beispiel die Idee, dass wir Mädchen und Jungen unter zwölf Jahren mit Lasergewehren schießen lassen, um ihre Begeisterung fürs Schützenwesen zu wecken. Die Schüler zwischen zwölf und 16 schießen dann mit dem Luftgewehr; die über 16-Jährigen treten bei Wettbewerben mit Kleinkaliber-Waffen an. Dass dieser Teil des Schützenwesens ein Sport ist, in dem es die besten zu olympischen Ehren bringen, tritt vielfach leider in den Hintergrund. Da dominieren einzelne Vorfälle, wie in Winnenden, doch sehr stark die Diskussion.
Sie selbst sind mit Mitte 30 in einen Schützenverein eingetreten. Das war 1976. Heute können die Bürger zwischen einem viel größeren Angebot wählen. Kann der Schützenverein da mithalten?
Klinkers: Aber ja. Wir gehen schließlich mit der Zeit. Ich nehme jetzt nur mal ein Beispiel von ganz vielen heraus: Zu einem Abend mit der Band Jim Button’s in Langenfeld-Reusrath kommen rund 2500 Gäste. Und feiern wie selbstverständlich mit den Schützen. Da schwebt immer die Hoffnung mit, dass der eine oder andere wiederkommt und bei uns Mitglied wird.