Flüchtlingshelfer vermissen Rückhalt
Langenfeld. Binnen 30 Stunden musste die Stadt Langenfeld in der vorvergangenen Woche auf Weisung des Landes zwei Turnhallen herrichten für rund 100 neue Flüchtlinge — zusätzlich zu den 375, die schon zuvor in Unterkünften der Stadt untergebracht waren.
Die Verwaltung selbst ist überzeugt davon, die Erstaufnahme und Betreuung dieser Asylbewerber professionell geschultert zu haben. Doch bei einem Treffen von Flüchtlingshelfern im Rathaus wurde am Dienstagabend Unmut laut über das Not-Management der Stadt: In Langenfeld gebe es „keine Strategie, keinen Plan, gar nichts“, sagte eine Langenfelderin und erntete dafür unter den etwa 70 Anwesenden Zustimmung.
Sowohl Flüchtlinge als auch Ehrenamtliche würden einfach sich selbst überlassen, hieß es bei dem Treffen. Es gebe keine hauptamtliche Koordination. Die Honorarkräfte zur Flüchtlingsbetreuung seien heillos überfordert und bei weitem unterbezahlt, „sie reiben sich auf“. Eigentlich wollten die Anwesenden im Bürgersaal sich gegenseitig ihre Initiativen zum Wohl der „neuen Nachbarn“ vorstellen. Das gelang, teilweise. Dann entlud sich die Last und der Unmut der Helfer, die sich allein gelassen fühlen. „Weder die Stadt noch die evangelische oder die katholische Kirche übernehmen hier Verantwortung, indem sie unsere Arbeit koordinieren!“
Vertreter des DRK
Das zeige schon der Blick in den Saal: Pfarrer? Abwesend! Ebenso die Verwaltungsspitze. Sie habe ihre Teilnahme angeboten, sagte anderntags auf Anfrage die Erste Beigeordnete Marion Prell. „Doch das haben die Veranstalter abgelehnt. Und es glich dann ja auch einer Parteiveranstaltung mit der Forderung von SPD und Grünen unter einem neuen Deckmantel, zur Betreuung von Flüchtlingen einen Sozialpädagogen einzustellen.“
In der Versammlung führten vorn SPD-Ratsherr Kurt Jaegeler und Grünen-Ratsfrau Mechthild Schulze Tenberge, das Wort. „Wir sitzen hier nicht als Parteienvertreter, sondern als Privatleute“, sagten sie. Von der Verwaltung war Holger Hammer (Sozialreferat) dabei. Er drückte sich ungeschickt aus: „Die Flüchtlinge in den beiden Erstaufnahme-Einrichtungen wurden uns vom Land vor die Füße gespült…“ Awo-Chef Klaus Kaselofsky (SPD) weist Hammer darauf hin, wie Langenfeld Landeszuschüsse beantragen könnte.
Langenfelder Helferin
Bei den gutmeinenden Ehrenamtlichen sind die Initiativen inzwischen zum Teil aus dem Ruder gelaufen. Da wird an mehreren Stellen Kleidung gesammelt; es gibt Sprachlern-Initiativen — aber jeder macht das nach seinem System. Und eine Kindergärtnerin hat ihre Spenden direkt zum Flüchtlingsheim Kölner Straße gebracht statt zur Kleiderkammer des Sozialdienstes Katholischer Frauen oder zum DRK. Selbst dessen Vertreter muss zugeben: „Die Ehrenamtlichen sind am Rande ihrer Kräfte. Aber sie helfen, so gut es geht.“ Derweil dankt der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Geyer den Helfern salbungsvoll für ihren Einsatz. Doch verliert er kein Wort darüber, wie lange das mit der Zuweisung von Erstaufnahme-Flüchtlingen noch so weitergehen soll. Eine Teilnehmerin berichtet, dass Jugendliche mit freiem Oberkörper vor der Erstaufnahme in Wiescheid vorbeigeradelt seien und laut den „Führergruß“ gebrüllt hätten.