Tagespflege — Atempause für Angehörige vom Pflegealltag

Eine große Entlastung für Angehörige: die Tagespflege. In der Regel ist sie kostenlos.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld/Monheim/Hilden. 2011 erhielt Hans Huckesheim Gewissheit: Vor vier Jahren stellten Ärzte fest, dass seine Frau dement ist. Ihr Zustand hat sich im Laufe der Zeit deutlich verschlechtert. Trotzdem: Ins Heim abschieben wollte er sie nie. „Wir sind 55 Jahre verheiratet. Ich möchte sie zu Hause behalten“, sagt er. Der 79-Jährige pflegt sie liebevoll. Das schafft er nur, weil er sie viermal in der Woche zur Tagespflege ins Karl-Schröder-Haus der Arbeiterwohlfahrt nach Langfort bringen kann. „Das ist eine ganz große Erleichterung für mich“, sagt er, „dann kann ich einkaufen, zum Arzt gehen, waschen und mich um die Wohnung kümmern.“

Die meisten der dementen oder körperbehinderten Tagesgäste im Karl-Schröder-Haus werden von ihren Ehepartnern gebracht, die so ein paar Stunden Zeit am Tag für sich selbst gewinnen, sagt Brigitta Keitz, Fachkraft aus der Gerontopsychiatrie im Awo-Altenzentrum. 14 Plätze sind dort vorhanden. Zurzeit noch die einzigen in Langenfeld, bis das neue Altenzentrum in Berghausen steht.

Was die meisten pflegenden Angehörigen nicht wissen: Die tageweise Unterbringung ist für sie kostenfrei. Je nach Pflegestufe zahlen Pflegeversicherung und Kreis drei bis 20 Tage pro Monat. Das Pflegegeld bleibt dabei unangetastet. Neu ist ab 2015, dass die Unterbringung ohne Zuzahlung auch für Demente ohne Pflegestufe gilt, sagt Christel Kroschinski von der Awo-Pflegeberatung.

Keitz und Kroschinski raten allen Angehörigen, dieses Angebot zu nutzen — im eigenen Interesse, aber auch im Interesse der Erkrankten. „Bei uns sind sie unter Gleichgesinnten, haben Ansprache und bekommen Sinnesreize. Das kann man zu Hause rund um die Uhr gar nicht leisten“, sagt Kroschinski.

Irene Hoffmann (64) aus Langenfeld, die sich um ihren durch einen Schlaganfall schwer behinderten Mann kümmert, hat festgestellt: „Wenn er bei der Awo-Tagespflege ist, geht er aus sich raus und ist nicht mehr so traurig. Zu Hause ist er an nichts mehr interessiert.“

Irene Hoffmann braucht die Stunden allein zu Hause auch zur psychischen Entlastung. „Von morgens bis abends meinen depressiven Mann zu erleben, zieht mich runter“, sagt sie ehrlich. Doch wenn sie weiß, dass es ihm gut geht, kann sie auch ein wenig aufleben.

In der Tagespflege des Seniorenzentrums Hilden sieht es ähnlich aus. Weit über die Hälfte der Besucher sind dement. Obwohl viele Angehörige die Möglichkeit der kostenlosen Tagespflege noch nicht kennen, gibt es auch in Hilden schon eine Warteliste für die zwölf Plätze. „Wir nehmen schon mehr Leute auf, als wir eigentlich können“, sagt Stella Jurise, Leiterin der Tagespflege der Stadt Hilden. Für sie sind Tagespflegestellen bei der wachsenden Überalterung der Bevölkerung ausgesprochen wichtig, schon weil die alten Menschen so möglichst lange zu Hause bleiben können.

In Monheim bietet die Bergische Diakonie Aprath nur wenige Schritte vom Stadtkern entfernt Tagespflegeplätze an. Marktbesuche, Kuchenbacken, Tischdecken und gemeinsames Mittagessen, Gymnastik und Bewegungstherapie strukturieren die Tage der Besucher.