Trauungen in Langenfeld: Ein gutes Jahr für die Liebe
2011 wurden rund 200 Ehen in Langenfeld geschlossen. Eine Trauung führte den Standesbeamten ins Krankenhaus.
Langenfeld. Während in den anderen Büros des Rathauses zwischen Weihnachten und Neujahr etwas Ruhe eingekehrt ist, steht bei Jochen Buff das Telefon nicht still. „Der Dezember ist einer der stärksten Monate“, sagt der Standesbeamte. „Das hat auch steuerliche Gründe.“ Es ist eine Aussage, die Jochen Buff nur schwer über die Lippen kommt. Denn für den 39-Jährigen hat die Eheschließung noch immer etwas Romantisches. Bei jedem Paar, das er traut, gehe er davon aus, dass „es für immer hält“.
272 Paar hat Buff seit seiner Amtszeit in Langenfeld getraut. „Es wird nie zur Routine“, sagt er. Jedes Paar habe seine eigene Geschichte. Bestellt ein Paar das Aufgebot, bekommt es vom Standesamt einen Fragebogen mit nach Hause, in den es Einzelheiten zum Kennenlernen und Anekdoten einträgt. Daraus basteln Buff und seine Kollegen dann die individuelle Traurede zusammen. „Ein Viertel aller Paare hat sich im Karneval kennengelernt“, sagt er. Der witzigste Heiratsantrag war in diesem Jahr eine Schnitzeljagd: An mehreren Stationen habe die Zukünftige Rätsel und Aufgaben lösen müssen, bis am Ende der Mann ihres Herzens die Frage aller Fragen stellte.
Insgesamt wurden in 2011 rund 200 Ehen geschlossen. „Wir hatten im Sommer Bauchschmerzen, ob wir die 200 überhaupt erreichen, aber wir haben zum Ende des Jahres aufgeholt“, sagt Buff. Damit liege das Standesamt 2011 im Durchschnitt — jedes Jahr werden rund 200 Ehen in Langenfeld geschlossen. „2010 tanzte ein wenig aus der Reihe, das war mit 250 Eheschließungen ein besonders erfolgreiches Jahr“, sagt Buff.
Daran konnte 2011 nicht anknüpfen — trotz des jecken Datums 11.11.11. „Nur sechs Paare haben sich an diesem Tag bei uns trauen lassen“, sagt Buff. Fünf weitere Termine blieben frei. „Die meisten sind sicherlich in die großen Karnevalshochburgen nach Köln und Düsseldorf abgewandert.“ Beim Blick in die Statistik fällt dem Standesbeamten dann noch etwas auf: „Im Februar hatten wir in diesem Jahr keine einzige Eheschließung. Das gab es seit zehn Jahren nicht mehr.“
Die außergewöhnlichste Trauung in diesem Jahr führte Buff ins Richrather Krankenhaus. Ein Paar hatte bereits einen Termin im Standesamt gemacht, doch das Baby wollte nicht mehr warten. „Wir haben die Trauung dann in einem Raum hinter der Kantine abgehalten“, erinnert sich Buff. Und das Baby hatte sich durchgesetzt: „Es lag während der Trauung im Arm der Mutter und bekam alles aus der ersten Reihe mit“, sagt Buff und lächelt. „Solche Termine sind dann aber wirklich eine Ausnahme. Wir trauen nur in unserem Trauzimmer, im Freiherr-vom-Stein-Haus — und seit Juni auch im Trauzimmer auf Haus Graven“, sagt Buff. Zwölf Ehen seien dort bereits geschlossen worden. „Wir bekommen immer wieder Anfragen, dass sich Leute auch beispielsweise an der Wasserski-Anlage trauen lassen wollen. Aber das machen wir nicht.“
Auch wenn Buff insgesamt das Gefühl hat, dass die Paare bei ihrer Hochzeit wieder jünger werden, gab es in diesem Jahr doch einen Ausreißer: „Ich traute ein Paar, das deutlich über 80 Jahre alt war“, sagt er.
Vor einem Jahr hat Buff selbst in Langenfeld geheiratet. „Ich fand es eigentlich sehr entspannt, mal auf der anderen Seite zu sitzen“, sagt der 39-Jährige und lacht. Er selbst glaubt trotz Statistiken, nach denen jede dritte Ehe geschieden wird, noch immer an die Institution. „Es muss jeder selbst wissen, ob er diesen Schritt gehen möchte. Es wird Höhen und Tiefen in einer Beziehung geben. Diese durchzustehen ist das, was die Ehe auszeichnet.“