Tubenfabrik kündigt 130 Mitarbeitern

Das angeschlagene Traditionsunternehmen Karl Höll baut in Langenfeld mehr als zwei Drittel seines Personals ab.

Langenfeld. Michael Krings (53) ist erschüttert. Seit seiner Ausbildung vor 36 Jahren arbeitet der Maschineneinrichter bei der Tubenfabrik Karl Höll. Jetzt soll er entlassen werden — so wie etwa 130 seiner Kollegen. Die drei Anlagen zur Produktion von Aluminiumtuben werden in Kürze ins rheinland-pfälzische Zweigwerk verlegt. Krings empfindet den am Donnerstag von der Firmenleitung bestätigten Personalabbau als Schlag ins Gesicht.

Schließlich habe er wie die übrige Belegschaft in Anbetracht der finanziellen Schwierigkeiten bei Höll auf Lohn verzichtet. „Ob ich mit 53 Jahren noch irgendwo einen Job finden werde? Das sind jetzt meine Gedanken zur Weihnachtszeit.“

Seit 1908 ist das Traditionsunternehmen an der Poststraße ansässig. Dass der Tubenhersteller wirtschaftlich ins Trudeln geriet und in die sogenannte Planinsolvenz gehen musste, begründet der geschäftsführende Gesellschafter Oliver Höll einerseits mit dem steigenden Preisdruck und Wettbewerbsnachteilen gegenüber Billiglohnländern, andererseits mit gestiegenen Energiekosten.

Ob es auch unternehmerische Fehlentscheidungen gegeben habe? „In welchem Unternehmen gibt es die nicht?“, lautet Hölls Gegenfrage. Er räumte ein, dass das Aus der Spraydosen-Produktion im Zuge der Diskussion um Treibhausgase rückblickend ein Fehler gewesen sei. Über das Aerosol-Verfahren seien Spraydosen etwa für Deos sehr gefragt.

Nach Hölls Worten gehört der „sozialverträgliche Personalabbau von rund 130 Mitarbeitern in Langenfeld zu den dringend notwendigen Einsparungen“. Wann die drei Alu-Produktionsanlagen ins Zweigwerk Kirchheimbolanden verlagert werden, stehe noch nicht fest. In Langenfeld blieben etwa 60 Arbeitsplätze in der Laminattuben-Produktion („Die werden wir ausbauen“) und in der Verwaltung bestehen. Die von der Kündigung betroffenen Mitarbeiter sollen sich in einer Transfergesellschaft für andere Jobs qualifizieren können.

„Wir alle sind sehr enttäuscht“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Andreas Saes-Vissers. Elf Jahre lang habe der Betriebsrat gekämpft, und in Standortsicherungsverträgen verzichtete die Belegschaft auf einen Teil ihrer Gehälter. „Wir haben alle versucht, Änderungen durchzusetzen“, betont der Betriebsrat, „sind aber im Endeffekt gegen die beratungsresistente Mauer der Ignoranz unserer Geschäftsleitung nicht angekommen.“

Der Gläubigerausschuss, in dem unter anderem Lieferanten vertreten sind, habe den Plänen der Geschäftsführung zugestimmt, so Höll. „Der Personalabbau ist schmerzhaft“, erklärte am Donnerstag Sanierungsgeschäftsführer Hans Fritsche, aber aus der Sicht des Gesamtunternehmens ließen sich nur so die weiteren Arbeitsplätze in Langenfeld (60) und Kirchheimbolanden (130) retten.