Übungsleiter händeringend gesucht
Die SG Langenfeld spricht jetzt gezielt Eltern an. Der Chef des KSB beklagt Qualitätsverlust.
Langenfeld/Monheim. Es geht Schlag auf Schlag in Halle vier der Sportgemeinschaft Langenfeld (SGL). Gerade hat Übungsleiterin Daniela Walter (54) die Kindersportstunde für die Dreijährigen beendet, da sind auch schon die älter als vier Jahre alten Mädchen und Jungen auf der Matte. Fünf Gruppen leitet die 54-Jährige und ist damit ein Glücksfall für die SGL. Denn deren Vorstandsmitglied Lars Kehren klagt: „Uns gehen die Übungsleiter aus. Die Lage spitzt sich von Jahr zu Jahr zu.“ So habe sich bei dem fast 9000 Mitglieder zählenden Großverein die Zahl der Eltern-Kind-Angebote von 25 auf 15 verringert.
Den Typ des klassischen Übungsleiters früherer Zeiten, der sich rein ehrenamtlich einbringt und im Verein etliche Gruppen trainiert, gibt es nach Kehrens Worten heute kaum noch. Woran das liegt? „Die Gründe sind vielfältig“, meint SGL-Pressesprecherin Kristin Erven-Hoppe. „Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die beruflichen Rollen haben sich verändert. Zugleich schwindet allgemein die Lust am Ehrenamt und an fester Bindung an einen Verein. Und es herrscht die Haltung: ,Wenn ich schon einen Job mache, dann will ich dafür bezahlt werden.“
Neben den 106 hauptamtlichen Mitarbeitern der SGL würden Übungsleiter auf Honorarbasis dringend benötigt. Eine Werbeoffensive richtet sich laut Erven-Hoppe jetzt vor allem an Eltern. „Viele können mit dem Begriff ,Übungsleiter’ gar nichts anfangen. Um sie überhaupt auf die Idee zu bringen, dass dies etwas für sie sein könnte, wenden wir uns nun gezielt an Eltern, die mit ihren Kindern unsere Kurse besuchen.“ Die Kosten für den Übungsleiter-Lehrgang mit 120 Stunden übernehme die SGL. Danach könnten Absolventen als Übungsleiter einen steuerfreien Betrag von 2400 Euro im Jahr verdienen. „Die Höhe der jeweiligen Vergütung ist dabei breit gestaffelt.“
Unter dem Mangel an Übungsleitern leiden laut Karl-Heinz Bruser zunehmend alle Vereine. Als Vorsitzender des Langenfelder Stadtsportverbands und des Kreissportbunds (KSB) Mettmann hat Bruser den Überblick — auch über die Folgen. „Es geht nicht nur um Ausfälle. Das bestehende Angebot leidet. Ob in Langenfeld, Monheim oder anderswo: Die Qualität der Übungsleiter sinkt.“ Viele Vereine setzen Bruser zufolge Eltern als Übungsleiter ein, die hierfür gar nicht qualifiziert seien. „Dabei bleiben in unseren jährlichen Übungsleiter-Ausbildungen beim KSB immer Plätze frei.“
Schulsekretärin Daniela Walter ist froh darüber, vor drei Jahren bei der SGL als Übungsleiterin eingestiegen zu sein. „Der Umgang mit den Kindern macht mir viel Spaß“, sagt die vierfache Mutter. Sohn Joris, der wie seine drei Geschwister bei der SGL Handball spielt, ist beim Kindersport als Helfer mit dabei.