Langenfeld Krimi-Reise in die Vergangenheit
Langenfeld. · Neue Publikation der VHS befasst sich mit Tod eines britischen Soldatens in Langenfeld.
Warum musste der junge britische Soldat Charles William Weblin vor 100 Jahren in Langenfeld sterben? Günter Schmitz macht es spannend: Es sei „eine kriminalistische Zeitreise“ in den damaligen Alltag, sagt der Lokalhistoriker mit Blick auf ein neues Büchlein, das auf die Eingangsfrage Antworten gibt. Der von Schmitz geleitete Arbeitskreis Geschichte der Volkshochschule erinnert in einer gemeinsam erarbeiteten Publikation mit dem Titel „Der tragische Tod des Corporal Weblin im Hucklenbruch“ an das jähe Ende des 19-Jährigen. „Er wurde am 10. August 1919 in einer Auseinandersetzung mit zwei Langenfelder Jugendlichen im Hucklenbruch erschossen.“ Ab sofort ist die 90 Seiten starke und bebilderte Broschüre für fünf Euro erhältlich (siehe Info-Box).
Hobbyhistoriker befassten sich intensiv mit Zeitungsbeständen
Doch wie kam es zu dem ungewöhnlichen Forschungsthema? Unter der Leitung von Schmitz befassen sich die Hobbyhistoriker des VHS-Arbeitskreises seit langem mit dem Themengebiet „Zwischen Kaiserreich und Diktatur – Langenfeld in der Weimarer Republik“. In den vergangenen zwei Jahren durchforsteten die Mitglieder nach Angaben des ehemaligen Schulrektors Schmitz in den Stadtarchiven Leverkusen, Solingen und Langenfeld die Zeitungsbestände von 1918/19 bis 1932, um die für Langenfeld relevanten Nachrichten festzuhalten. „Entstanden ist so eine sehr umfangreiche Sammlung von Zeitungsmeldungen, die nun im Arbeitskreis unter verschiedenen thematischen Gesichtspunkten ausgewertet werden.“
Bei seinen Recherchen stieß der Arbeitskreis auf zwei bisher unbeachtet gebliebene Zeitungsmeldungen über den Tod des bis dato namenlosen britischen Soldaten vor 100 Jahren auf dem Hucklenbruch in Immigrath. „Dort brach zwischen einer Gruppe junger britischer Soldaten, welche in einem nahegelegenen Feldlazarett untergebracht waren, und ortsansässigen Jugendlichen ein Streit aus“, fasst Schmitz die Erkenntnisse zusammen. Dabei sei der damals 19-jährige Weblin umgebracht worden. „Gerade einmal 16 und 17 Jahre alt waren die beiden Langenfelder, die vor einem britischen Kriegsgericht aufgrund des Vorfalls angeklagt wurden.“ Spärliche und zum Teil ungenaue Angaben erschwerten Schmitz zufolge die Nachforschung dieses tödlichen Streits.
Doch seien die Mitglieder des Geschichtsarbeitskreises fasziniert von der gemeinsam gestellten Aufgabe gewesen. Insbesondere Michael Brückner habe sich vom dürftigen und somit schwierig verwertbaren Archivmaterial nicht hemmen lassen. Durch engagierte Nachforschungen sei es Brückner gelungen, die Hintergründe und Abläufe in lebendiger Form niederzuschreiben.
Dank Brückners fundierter Recherche sei nunmehr nicht nur Charles William Weblins Name bekannt. Auch dessen Herkunft und Grabstätte auf einem Kölner Friedhof konnte laut Schmitz ausfindig gemacht werden. „Sogar die Namen der anderen Beteiligten und der Augenzeugen sowie der Ort des Streits wurden ermittelt“, berichtet Schmitz. Bei aller guten Recherche bleibt jedoch wegen widersprüchlicher Angaben offen, wer die Schuld an der tragischen Auseinandersetzung trägt.