Von Turmspatzen und Disharmonikern
Nach dem Motto „All onger enem Hoot“ traten beim Pfarrkarneval alte und neue Kräfte auf.
Langenfeld. Wenn die Richrather auf den Stühlen stehen, kann das nur einen Grund haben: Sie feiern Pfarrkarneval. Wenn sie auf die Barrikaden gehen, kann das viele Grüne haben: Abstruse Pläne im Bezug auf ihre Bahnschranke, die letzte, die es im Umkreis Langenfelds noch gibt. Oder drei Wochen Schließung des einzigen Lebensmittellladens im Ortskern — wegen Umbaus. Was manche nahezu an die Grenze der Existenz treibt.
Die zwei „Richrather Turmspatzen“, Andreas Patten und Oliver Höhn, hatten bei ihrer Premiere in der Bütt am Samstagabend in der Schützenhalle einen empfindlichen Nerv der Einwohner des nördlichsten Stadtteils getroffen. Denn diese amüsierten sich köstlich über die gesungene Büttenrede der beiden gewichtigen Herren.
Zu „All onger enem Hoot“ hatten der Kirchenchor Cäcilia und die Sebastianus-Schützen eingeladen. Die Schützenhalle war nahezu voll — das größte Nachbarschaftstreffen, das es gibt. Nachdem das Prinzenpaar André I. und Sophie I. nach einem Karnevalslieder-Medley die Bühne verließ, waren es die neun hübschen Mädels von „Zacking 13“, die den Saal begeisterten.
Mit ihren roten Schirmen legten sie eine kokette Sohle aufs Parkett, die Verena Sommering mit ihnen eingeübt hatte. Dass das neue Menü für das frisch gekaufte Laptop nicht unbedingt aus Hähnchen und Gemüse bestehen sollte, dass das oberste Fenster, das man öffnen soll, nicht zwangsläufig das auf dem Söller ist und ein Computerwurm nicht von Hausarzt kuriert werden kann, führte Susi Winter als „Computerfachfrau“ bar jeglicher Kenntnisse vor.
Die bekannte Stimme der kleinen Frau ist übrigens die der Telefonistin im Rathaus. Sie führte gemeinsam mit Sabine Herold als trotteligem Ehemann durch die Welt der Elektronik, die manchem Nutzer manches Rätsel aufgibt.
Erstaunlich war zu sehen, wie viele Laienkünstler, die die öffentliche Bühne nicht scheuen, so ein einziger Ortsteil hervorbringen kann. . „Die Comedian Disharmonists“ sind so eine Truppe aus Tenor, Bass und Bariton, die für den richtigen Glamour in der Schützenhalle sorgte - allerdings weniger mit Swing als mit Bläck Föös-Gesängen.
Eines fiel an diesem Abend auf: Viel Liebe steckte im Detail. Die Kulisse, der Richrather Kirchturm, war wunderbar gemalt, der Saal sehr schön geschmückt, das Servicepersonal ausgesprochen flott und freundlich und ein Glas Wein oder Bier mit 1,50 Euro nicht zu teuer.
Nicht zuletzt führte ein aufgeräumter Sitzungspräsident Ingo Zimmermann mit einem aufgekratzten Clowns-Elferrat durchs Programm. Schützenhilfe lieferte ihm die Band Déjà Vue. Natürlich auch aus den eigenen Reihen entstanden.