„Wir wollen jedem Kind den Offenen Ganztag ermöglichen“
„Tischlein deck dich“ hilft Familien, denen es finanziell schlecht geht. Der Bedarf wird auch nach Streichung von Elternbeiträgen bleiben, sagt Vorsitzende Ursula Schlößer.
Monheim. Seit 2007 gibt es den Verein „Tischleich deck dich“. Ehrenamtler haben sich auf die Fahnen geschrieben, dass jedes Schulkind in Monheim die Chance auf ein warmes Mittagessen haben soll. Ohne Spenden ginge das nicht.
Aktuelles Beispiel: Am Mittwochnachmittag überreichte Doro Heymann der „Tischlein deck dich“-Vorsitzenden Ursula Schlößer 2650 Euro — die höchste Einzelspende, die der Verein bisher erhielt.
Dafür hatte Heymann bei ihrem 60. Geburtstag auf Geschenke verzichtet. Und auch in Zeiten voller Stadtkassen bleibt der Verein eine wichtige soziale Stütze.
Nicht nur die aktuelle Spende von Doro Heymann ist beeindruckend. Viele Monheimer helfen Ihrem Verein.
Ursula Schlößer: Oh ja. Das ist wirklich toll. Es gibt viele Mitbürger, die sagen: „Es gibt auch hier in Monheim Armut. Wir wollen vor Ort helfen.“ Das sind sowohl Einzelpersonen als auch viele Vereine. Firmen helfen ebenfalls.
Wie viele Kinder unterstützt der Verein?
Schlößer: Etwa 150. Bis auf wenige Ausnahmen sind alles Schüler. Denn wir wollen jedem Kind den Offenen Ganztag mit seinen vielen Angeboten ermöglichen. Doch der Offene Ganztag beinhaltet die Verpflichtung zum Mittagessen. Und da müssen nicht wenige Familien sagen, dass sie das nicht bezahlen können. Und das sind keineswegs nur Familien, die staatlich unterstützt werden müssen.
Wie viel Geld benötigen Sie für die Hilfe?
Schlößer: Pro Jahr bis zu 20 000 Euro. 2013 haben wir bisher etwa 10 000 Euro an Spenden eingenommen. Hinzu kommen die Beiträge der mehr als 80 Mitglieder.
Es ist geplant, dass ab Januar die Beiträge der Eltern im Offenen Ganztag wegfallen. Außerdem wird das Essensgeld mit 25 Euro bezuschusst. Macht das den Verein nicht — zum Glück — dann überflüssig?
Schlößer: Keineswegs. Aber ich bin natürlich froh, dass die Weichen so gestellt sind. Zwar muss die Politik noch zustimmen. Aber das wird sie sicher. Doch unsere Arbeit als Verein ist damit noch lange nicht überflüssig. Trotz des geplanten Zuschusses bleiben durchschnittlich noch 30 Euro, die monatlich fürs Essen bezahlt werden müssen. Da sind wir nach wie vor gefragt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es häufig auch Hemmschwellen gibt. Das sind Familien, deren Einkommen knapp über der Berechtigung auf staatlichen Zuschuss liegen. Und die können sich das dann einfach nicht leisten. Und genau da wollen wir verstärkt helfen.