Wohnungen weiter unbewohnbar

Für Mieter und Eigentümer hat der Brand an der Schöneberger Straße weitreichende Folgen. Einige leben im Hotel, andere wollen freiwillig nicht zurück.

Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Karl-Heinz (67) und Marita (64) Reinhardt sind nur kurz hergekommen, um ein paar persönliche Sachen aus ihrer Wohnung zu holen. Zwei Wochen ist es her, dass Brandstifter vor dem Mehrfamilienhaus an der Schöneberger Straße ein Feuer gelegt hatten, das auf mehrere Wohnungen übergriff. Seit jenem Dienstagabend nächtigen die Reinhardts im nahen Achat-Hotel. Dort hatte Bürgermeister Daniel Zimmermann anfangs alle Bewohner des dreigeschossigen Häuserblocks einquartieren lassen, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkamen. „Wir hatten 14 Hotelzimmer gemietet und das Schwimmbad Mona Mare gab den Betroffenen Essensgutscheine“, sagt Zimmermann. Doch nach einer Woche sei die städtische Hilfe gestoppt worden.

Der gesamte Häuserblock gehört einer Eigentümergemeinschaft. „Wir wollten vermeiden, dass sich aufgrund unserer Unterstützung der Eigentümer zurückzieht“, sagt Zimmermann. Dieser habe dem Rathaus gegenüber klar gemacht, dass er die vom Feuer beschädigten Mietwohnungen wieder in Ordnung bringen lassen wolle. „Dann ist er auch verantwortlich für die Unterbringung der Betroffenen.“ Die vollkommen ausgebrannten Erdgeschosswohnungen sind durch große Platten und Planen provisorisch geschlossen, in der ersten Etage überzieht eine Rußschicht zerstörte Fenster und Balkontüren.

Hildegard Brauns, Anwohnerin, die schon mehrere Brände in dem Komplex erlebt hat

„Die Statik des Hauses ist in Ordnung“, sagt Heinrich Brehe, Bevollmächtigter des Eigentümers. Einige Mieter hätten ihre Wohnungen wieder bezogen, manche seien anderswo untergekommen. Noch zwei Mietparteien wohnten im Hotel. „Wo sollen wir sonst auch hin?“, sagt Karl-Heinz Reinhardt. Wer am Ende die Kosten trage, wisse er noch nicht. Nur so viel: „Unsere total verrußte Wohnung dürfen wir immer nur kurz betreten. Bis sie wieder bewohnbar ist, werden Monate vergehen.“

In Hildegard Brauns (67) Wohnung war bei dem Brand am Abend des 26. April nur etwas Rauch eingedrungen, Räume und Einrichtung wurden nicht beschädigt. „Aber ich halte mich nur noch tagsüber hier auf“, sagt sie. „Nachts schlafe ich bei meiner Tochter.“ Es sei in dem Gebäudekomplex das neunte Feuer gewesen, nach Bränden in Kellern und Müllcontainern seien diesmal Menschenleben gefährdet worden. „Ich halte es hier nicht mehr aus, will mir anderswo eine Wohnung suchen. Aber die muss ich erst mal finden und bezahlen können.“ Ein Nachbar, der seinen Namen nicht nennen wollte, stimmt ihr zu: „Das war mehr als nur eine Brandstiftung. Das war ein Mordanschlag.“

Auch für Bürgermeister Zimmermann hat die jüngste Tat eine andere Dimension als andere Brandstiftungen der seit Anfang 2015 in Monheim anhaltenden Serie. „Der oder die Täter wussten, dass sich in dem Wohnhaus viele Menschen aufhielten, und haben trotzdem das Feuer gelegt.“ Deswegen sei eine zusätzliche Belohnung von 8000 Euro ausgesetzt worden.