Arkaden: Händler haben Existenzangst

Es kommen kaum noch Kunden in die Arkaden neben der früheren Hertie-Immobilie.

Mettmann. Wie die Überlebenden eines Schiffsunglücks in einem Rettungsboot treiben die letzten Einzelhändler im Arkarden-Haus neben der ausgeschlachteten Karstadt-/Hertie-Immobilie hilflos umher. Rings um sie herum ist nichts mehr los — viele Kunden kommen nicht mehr. Die Geschäftsleute hoffen auf Rettung. Die ist in Sicht: Im November 2012 soll die Königshof-Galerie, Mettmanns schöne neue Einkaufswelt, öffnen und Kunden aus nah und fern anlocken. Ob es die Geschäftsleute aber bis dahin schaffen, zu überleben? Sie zucken mit den Schultern. Die meisten Geschäfte im Arkarden-Haus stehen längst leer, wurden vom Sog des Hertie-Untergangs vor drei Jahren mitgerissen.

Wenn im November nächsten Jahres die Königshof-Galerie öffnet, könnte es Jürgen Grewing, Inhaber des kleinen Lädchens Tabak-Park, wieder besser gehen. Davon ist er fest überzeugt. Eigentlich müsste er froh sein. Ist er aber nicht. Denn die Zeit arbeitet gegen ihn. „Allein, ohne Hilfe, werde ich es nicht mehr bis dahin schaffen“, sagt Grewing, der sich vor 14 Jahren mit seinem Fachgeschäfte für Zigarren, Tabak, Pfeifen, Zeitschriften und Lotto selbstständig machte.

Die Schließung Herties sei ein erster Todesstoß gewesen, sagt er. Viele Kunden kamen nicht mehr. Grewing stellte sein Sortiment etwas um. „Dann lief es wieder ganz gut.“

Doch als der Netto-Markt eine Etage höher über seinem Laden dichtmachte, „haute das noch einmal mächtig ins Kontor“, sagt der Geschäftsmann. „Ich hab’ jetzt gar keine Laufkundschaft mehr.“ Und nachdem seit Anfang Juli die Parkplätze des ehemaligen Karstadt-/Hertie-Kaufhauses für den Bau der Königshof-Galerie gesperrt wurden, sieht es ganz düster aus.

„Ich habe zwei Lebensversicherungen in den vergangenen Jahren abgetreten und in den Laden investiert. Jetzt geht nichts mehr. Ich bin am Ende meiner Möglichkeiten, musste auch eine Mitarbeiterin entlassen“, sagt Grewing. Jede Terminverschiebung für die Eröffnung der Königshof-Galerie sei ein Schock gewesen.

Grewings Hoffnungen ruhen auf der Politik. SPD-Fraktionsvorsitzender Berthold Becker hatte angeregt, die Stadt und den Investor der Königshof-Galerie anzusprechen, um von dieser Seite Unterstützung für den Geschäftsmann zu bekommen. Um ihn über Wasser zu halten und ihn nicht untergehen zu lassen. Gehört hat Grewing seitdem aber noch nichts.

Nebenan in Monchis Schuh- und Schlüsseldienst hofft auch Schusterin Hanim Kör, dass sie ihr Geschäft bis zur Eröffnung der Königshof-Galerie halten kann. „Das würde sicherlich viel Laufkundschaft bringen. Ob ich das noch erlebe? Wir werden kämpfen“, sagt sie.

Marino Candido, Inhaber des italienischen Eiscafés San Marino, hat die Nase voll, ständig zu meckern. „Das bringt nichts. Vor allem ändert es auch nichts“, sagt er. Candido hofft wie seine Kollegen, die Durststrecke bis November 2012 irgendwie überstehen zu können. Schafft er es, will er versuchen, in sein Café, das es seit 24 Jahren gibt, zu investieren. „Das soll dann alles ein bisschen hübscher werden.“ Das einzige, was ihn nervös macht, „das ist die Zeit“, sagt er und zieht die Stirn kraus. Denn die rennt ihm auch ganz allmählich davon.