Aus Mangel an Fachkräften schieben Städte Projekte auf
Gehälter im öffentlichen Dienst können mit der freien Wirtschaft nicht konkurrieren. Ausschreibungen dauern lange.
Mettmann/Erkrath/Wülfrath. Die Nachricht kam überraschend. Die Stadt Wülfrath muss zwei Stellen im Bereich Stadtplanung neu ausschreiben, weil Mitarbeiterinnen die Verwaltung zum 30. September dieses Jahres verlassen. Eine davon hat eine höher dotierte Stelle in ihrer Heimatstadt angenommen. Die andere will ein städtebauliches Referendariat bei der Bezirksregierung absolvieren. Der Technische Dezernent Martin Barnat zeigt Verständnis dafür, dass sich junge Mitarbeiter weiter entwickeln wollen. Doch „es ist immer schade, wenn gute Kräfte gehen“, sagt er auch. Die Stellen sollen so bald als möglich neu besetzt werden.
Maria Steinmetz, Stadt Erkrath
Doch das ist gar nicht so einfach. Denn gerade in den Bereichen Stadtplanung und Bauverwaltung suchen Städte und Kommune händeringend Fachkräfte. So brauchte die Stadt Wülfrath zwei Ausschreibungen, um für den Leiter des Stadtplanungsamtes, der Wülfrath im Dezember verlassen hatte, einen Nachfolger zu finden. Er kommt zum 2. Januar.
Ähnliche Erfahrungen machen auch die anderen Städte. „Gerade im technischen Bereich wird es zunehmend schwieriger, geeignetes Personal zu finden“, berichtet Kurt Geschorec, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Umwelt, Bau bei der Stadt Mettmann. Aktuell seien zwei Arbeitsplätze unbesetzt: Gesucht werden Diplom-Ingenieure für die Stadtentwässerung und im Bereich Landschaftsarchitektur.
Bei der Stadt Erkrath sind zwei Stellen für Brücken- und Verkehrsbau ausgeschrieben, berichtet Sprecherin Maria Steinmetz. Auch Stellen für Ingenieure und Techniker auf dem Bauhof sind vakant. „Eine Stelle als Fachbereichsleitung konnte gerade besetzt werden, allerdings erst nach der dritten Ausschreibung“, sagt Steinmetz.
Für die Städte hat das gravierende Auswirkungen. In Wülfrath müssen Projekte neu sortiert und priorisiert werden. Der Neubau des Feuerwehrgerätehauses wird weiter vorangetrieben. Aber das Bauprojekt Goethestraße West muss voraussichtlich um zwei bis drei Jahre verschoben werden, sagt Barnat, „damit es hier leistbar ist“. Denn für viele Projekte müssen die Städte Fördermittel beantragen. Das allerdings braucht Zeit, die die ausgedünnten Fachbereiche nicht mehr haben.
„Der Arbeitsaufwand in den Kommunen ist sehr hoch“, beschreibt Maria Steinmetz von der Stadt Erkrath das Problem. „Selbst Aufgaben, die an einen Subunternehmer ausgelagert werden, verbleiben zu circa 30 Prozent in der Verwaltung. Dabei gibt es einen Investitionsstau: So können Fördermittel nicht in Anspruch genommen werden, da es an Personal fehlt, diese umzusetzen.“ Der Grund für den Fachkräftemangel ist, dass die Städte mit der freien Wirtschaft kaum konkurrieren können. „Bauwirtschaft und freie Planungsbüros zahlen besser und bieten zurzeit eben auch sichere Arbeitsplätze an“, sagt Geschorec. Auch zahlen große Städte höhere Gehälter.
Die Städte versuchen sich daher nun, sich als attraktive, familienfreundliche Arbeitgeber zu präsentieren. Dem Aufgabenfeld Personalentwicklung werde „seit einiger Zeit vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet“, sagt Geschorec.
Auch die Stadt Erkrath hat sich Gedanken gemacht, bietet flexible Arbeitszeitregelungen, ein Gesundheitsmanagement, leistungsorientierte Bezahlung, ein Jobticket und großzügige Freizeitregelungen. Angebote für Studenten sollen künftig auch junge Menschen an die Stadt Erkrath binden.