Historische Ausstellung als Schulprojekt am Berufskolleg Neandertal Wie Kinder zu Hass und Antisemitismus erzogen wurden
Mettmann · Die Nationalsozialisten setzten auf Manipulation. Das zeigt eine Schüler-Ausstellung.
(dne) Ein antisemitischer Abzählreim für Grundschulkinder? Ein SA-Mann zum Kuscheln von einem auch heutzutage noch sehr bekannten Stofftierhersteller? Ausgrenzung und Rassismus als Parteiprogramm und Vorgabe im Alltag. Rund 30 Schülerinnen und Schüler im Differenzierungskurs Geschichte am Berufskolleg Neandertal haben ein halbes Jahr lang ihre Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt: „Kindheit und Schulzeit im III. Reich- Erziehung zum Antisemitismus“.
Entstanden ist eine Ausstellung, die zu Beginn des neuen Schuljahrs im Foyer des Berufskollegs aufgebaut werden soll. Neben sieben Plakatwänden, modern „Roll-ups“ genannt, wird es an ausgewählten Stellen Klötzchen-Grafiken (QR-Codes) geben. Mit Hilfe eines Handys kommen in Videosequenzen zwei Zeitzeuginnen aus dem Kreis Mettmann zu Wort. Und hinzu kommen Kinder- und Schulbücher, zum Teil aus den Beständen des Stadtarchivs Mettmann.
Parallelen zur Entwicklungen
der heutigen Zeit erkennbar
Am Mittwoch stellten die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeit zu dem Thema dann vor. Für Lehrer Peter Enzenberger und die Gruppe der jungen Frauen und Männer war es besonders beklemmend, immer wieder Parallelen zum Parteiprogramm der AfD oder zu den heute sehr breit in der Gesellschaft vorhandenen antisemitischen Strömungen zu erkennen.
Eindrucksvoll berichteten die beiden Zeitzeuginnen Hanna Eggerath und Christina Greeven-Bierkämper, beide Mitte der 1930er-Jahre geboren, wie es damals zuging, in den Kindergärten, den Schulen und auf den Spielplätzen. Mit verteilten Rollen lasen die Schülerinnen und Schüler aus einem Skript vor, das sie herausgefunden haben: Bereits zu Beginn der 1920er-Jahre war in den Programmen der NSDAP, in den Reden ihrer Anführer und dann im Buch „Mein Kampf“ von Adolf Hitler deutlich, wohin die Reise gehen sollte.
Bereits im Kleinkindalter wurde den Allerjüngsten die Ausgrenzung und der Rassismus altersgerecht eingeimpft. Es endete dann 1945 im Volkssturm, bei dem 14-, 15-, 16-jährige Jungs in Uniformen gesteckt, mit schweren Waffen ausgerüstet und in den Tod geschickt wurden.
Die Schüler haben in dem halben Jahr den sorgfältigen Umgang mit Quellen gelernt. Was an Videos über die Gespräche mit den Zeitzeuginnen entstanden ist, wurde den beiden Damen vorgespielt und von ihnen freigegeben.
Gewissermaßen nebenbei bekamen die Schülerinnen und Schüler dadurch ermittelt, welche Spielregeln das Urheberrecht setzt und wie Geschichtsforschende mit Originaldokumenten umgehen. Die so entstandene Ausstellung wird zunächst nach den Sommerferien im Berufskolleg zu sehen sein. Falls sich andere, weiterführende Schulen für diese Arbeit interessieren, können sie mit dem Berufskolleg und mit Peter Enzenberger als verantwortlichem Lehrer Kontakt aufnehmen.