Bürgerhaus/Gruiten: „Im Hallenbad sieht man das ganze Elend“

Unsere Redaktion ließ sich durch das Bürgerhaus führen. Die abgestützte Decke der Schwimmhalle und auch das seit Jahren ungenutzte Untergeschoss zeigen den Sanierungsbedarf.

Gruiten. "Im Hallenbad sieht man das ganze Elend", sagt Technischer Dezernent Mattias Buckesfeld. Mit der Leiterin des städtischen Gebäudemanagements Ute Eden führte er die WZ durch das Bürgerhaus Gruiten, dessen Sanierung in den vergangenen Wochen immer wieder diskutiert wurde.

In dem ehemaligen Schwimmbad, das vor neun Jahren wegen Einsturzgefahr geschlossen wurde, riecht es immer noch nach Chlor. Ansonsten reicht ein Blick in die Halle, um zu erkennen, dass dort schon lange keine Bahnen mehr geschwommen wurden.

Die Platten, mit der einst die Decke abgehängt war, sind entfernt. Zwei große Holzgerüste stützen die durchfeuchtete Decke ab. Deutlich sieht man die Schäden, die das Wasser hinterlassen hat. An einigen Stellen scheint sogar die Sonne durch.

"Wir lassen die Statik regelmäßig kontrollieren", sagt Ute Eden. Denn schließlich trägt das Dach über dem Veranstaltungssaal die gleiche Konstruktion, die im Bad seit Jahren schwächelt.

Das Dach ist aber bei weitem nicht die einzige Schwachstelle des Bürgerhauses. "Die Gebäudehülle entspricht dem Standard ihrer Zeit", sagt Buckesfeld. Dazu gehören auch die einfach verglasten Aluminiumfenster, die nicht nur energetische, sondern auch Schallschutzprobleme bereiten. "Großveranstaltungen sind dort nicht möglich", bedauert Buckesfeld. Die Fenster lassen sich öffnen, und die Lüftungsanlage hat nicht den Wirkungsgrad, den sie für die Größe des Saals eigentlich bräuchte. "Wenn man die zu hoch einstellt, zieht es", sagt Ute Eden.

Richtig trostlos sieht es in den Räumen der ehemaligen Gaststätte aus. Der Charme der 70erJahre lässt sich deutlich erkennen: rot-grün-karierte Teppichfliesen, dunkelbraunes Mobiliar, verstaubte Trockenblumesträuße und eine Kegelbahn, auf der lange schon nicht mehr alle Neune gefeiert wurde.

Im Treppenhaus sind feuchte Stellen zu sehen, im Keller eine Heizungsanlage, die schon lange nicht mehr zeitgemäß ist. "Das gesamte Gebäude hängt an einer Heizungs- und Lüftungsanlage", sagt Buckesfeld. Die ehemaligen Umkleiden des Schwimmbades nutzt die Feuerwehr inzwischen als Lagerraum, lediglich eine mit einem Sonneruntergang verkleidete Tür lässt erahnen, dass das Bürgerhaus auch schon bessere Zeiten gesehen hat.

"Ohne ein Gesamtkonzept kommen wir hier nicht weiter", sagt Buckesfeld. "Wir stoßen hier immer wieder an unsere Grenzen." Er sieht die Problematik des Hauses auf drei Säulen ruhen: Gebäudezustand/Technik, Emissionsschutz und Nutzung.

"Das Gebäude muss angenommen werden", sagt er. "In einer veränderten Freizeitlandschaft müssen wird auch etwas anderes anbieten." Dass sich ein Großteil der Politiker für den Erhalt der Versammlungsstätte ausspricht, kann er verstehen. "Die Stadt hat keine gute Stube."

Einer Komplettsanierung kann er allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht zustimmen. "Das würde die Betriebskosten aufgrund der zu zahlenden Zinsen und der Tilgung verdoppeln", sagt er. "Das ist nicht das, was wir wollen."

CDU und SPD setzen sich in ihren Wahlprogrammen für den Erhalt des Bürgerhauses ein. Die FDP fordert den Einstieg in die Planung einer neuen Versammlungsstätte mit Mehrzwecknutzung als Alternative zum Bürgerhaus.

Angesichts der Tatsache, dass es in Gruiten neben dem Bürgerhaus auch noch Versammlungsstätten wie das Haus am Quall und den katholischen Pfarrsaal gibt, wünscht sich die GAL eine Gesamtbetrachtung und ein Gesamtkonzept für die Versammlungsstätten in Gruiten.

Bürgermeister Knut vom Bovert (parteilos) hofft, einen Investor zu finden, der das Grundstück des Bürgerhauses kauft, es aber noch so lange zur Verfügung stellt, bis eine neue Versammlungsstätte steht.