Der lange Weg zur Integration
Beim Runden Tisch sprechen viele ehrenamtliche Helfer auch bürokratische Hürden an.
Mettmann. Beim zweiten Treffen des Runden Tisches für Flüchtlingsfragen ging es um die Themen Arbeitsvermittlung und Wohnungssuche für Flüchtlinge sowie um bürokratische Hemmnisse. Sozialamtsleiter Marko Sucic ging zunächst auf die aktuelle Situation in Mettmann ein. Derzeit leben 446 Flüchtlinge in der Kreisstadt, 50 weniger als noch vor drei Monaten. Der Grund: Es kommen erheblich weniger Flüchtlinge nach Deutschland (seit Januar ist kein neuer Flüchtling mehr in Mettmann registriert worden). Und: Die Bezirksregierung hat einen Zuweisungsstopp für kleinere Kommunen angeordnet. Zunächst, so Sucic, sollen die Großstädte ihre Kapazitäten auffüllen, denn dort gebe es noch genügend freie Plätze.
Marko Sucic, Leiter Sozialamt
Von den 446 Flüchtlingen in Mettmann kommen 190 aus sogenannten sicheren Herkunftsländern (Balkan und Maghreb-Staaten) mit einer geringen Bleibe-Perspektive, Sucic: „Es hat bereits Abschiebungen gegeben. Die anderen Flüchtlinge kommen aus Syrien, Irak, Iran, Eritrea, Nigeria und Afghanistan. Die meisten Syrer und viele Jesiden aus dem Irak haben bereits ihre Anerkennung als Asylbewerber und dürfen in Deutschland arbeiten und wohnen.“
Es sei nicht einfach, für Flüchtlinge einen Praktikums- oder Arbeitsplatz in Mettmann zu finden, hieß es. Hier sei man meist auf private Kontakte angewiesen. Handwerksbetriebe und Firmen, die einen Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz anbieten, sollten sich bei der Flüchtlingshilfe der Caritas (Telefonnummer 02104/926217) oder bald bei dem neuen Flüchtlingskoordinator melden.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Beherrschung der deutschen Sprache. Sie ist quasi der Türöffner für den Arbeitsmarkt und für die Integration. Die Zulassung zu den Kursen ist nach Nationalitäten festgelegt. Beispielsweise Afrikaner haben nur in Ausnahmefällen die Chance, an einem Integrationskurs teilzunehmen. Grund: Ihre schlechte Bleibeperspektive. Ein Manko: Leider gibt es bislang keine Sprachkurse am Abend. Flüchtlinge, die ein Praktikum absolvieren oder ein Beschäftigungsverhältnis antreten wollen, benötigen aber Sprachkurse am Abend, um tagsüber verfügbar zu sein. Dies fordern zudem die meisten Arbeitgeber. Nächste „Baustelle“: Der Wohnungsmarkt in Mettmann ist angespannt; es fehlt preiswerter Wohnraum. Übrigens nicht nur für Flüchtlinge. Sinnvoll sei eine Art Bürgen- oder Lotsensystem. Also Ehrenamtler, die mit Flüchtlingen zum Vermieter gehen, um vorzusprechen. Sucic berichtete, dass Beschwerden von Vermietern über Asylbewerber im Promillebereich liegen. „Da wird schon mal vergessen, die Gelbe Tonne herauszustellen, aber das war es dann auch.“ Massive Kritik wurde von den Ehrenamtlern an der telefonischen Erreichbarkeit des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Düsseldorf laut. Eine telefonische Kontaktaufnahme mit dem BAMF ist Glücksache. „Viel Geduld mitbringen und nicht aufgeben.“
Ganz krass wird es, wenn ein Flüchtling einen Termin beim BAMF hat. „120 Flüchtlinge werden für 8.30 Uhr bestellt und müssen dann teilweise bis zum Nachmittag warten, ehe sie an der Reihe sind“, sagte eine Ehrenamtlerin. Die Flüchtlinge würden sich aber sehr diszipliniert verhalten. Das BAMF sei der größte Integrations-Verhinderer in Deutschland, sagte ein Flüchtlingshelfer. Es dauere teilweise ein Jahr, bis über den Asylantrag eines Flüchtlings entschieden werde. Die Folge: Frust und Langeweile bei Flüchtlingen, die unbedingt arbeiten wollen.
Schließlich wurde der Zuständigkeits-Wirrwarr der Behörden kritisiert. Hier fehle eine klare Leitlinie.