Der späte Weg zum jüdischen Glauben
Die deutsch-israelische Autorin Lea Fleischmann las im Medienzentrum.
Ratingen. Koscher kochen? Das kann ja so schwer nicht sein, könnte man meinen. Einfach das Schwein weglassen und Milch und Fleisch nicht mischen.
Dass es doch nicht ganz so einfach ist, wissen nun zumindest die gut 50 Besucher der Lesung von Lea Fleischmann. Sie war am Dienstagabend im Rahmen der „Jüdischen Kulturtage“ im Medienzentrum zu Gast.
Die deutsch-israelische Autorin erklärte die mitunter komplizierten und für Außenstehende schwer zu verstehenden Speisevorschriften des Judentums und deren tiefere Bedeutung. Offen und herzlich eröffnete Fleischmann ihre Lesung mit einigen Worten zu ihrer Person.
So erzählte sie, wie sie erst nach ihrer Auswanderung nach Israel zum Glauben fand, nach dem sie eigentlich nie gesucht hatte. Sie erzählte, dass sie selber alles von Grund auf lernen musste.
Nun will sie ihren früheren Landsleuten jüdische Kultur und Religion näher zu bringen. Zu diesem Zweck verfasste sie mittlerweile drei Bände der Reihe „Das Judentum für Nichtjuden verständlich gemacht“ — auf Deutsch.
Eine wichtige Erkenntnis: Koscheres Essen dient nicht nur der Sättigung des Körpers sondern auch der Heiligung der Seele. Somit geht es nicht nur darum, was man essen darf, sondern auch darum, wie man isst und wie man es zubereitet.
In ihrem Buch bedient sie sich eines Kunstgriffes, um ihr Wissen weiterzugeben: Sie verfasste es in Teilen als eine Art Zwiesprache zwischen sich selbst und der Rabbanit Malka, von der sie in die Speisevorschriften eingeführt worden war.
Und die gehen tiefer als die Einteilung in „erlaubt“ und „verboten“: „Jede Handlung beim Kochen ist eine heilige Handlung“, sagt die Rabbanit, die Frau des Rabbis.
Kochen als spirituelles Erlebnis? Wer leidenschaftlich gerne kocht, kann das sicher unterstreichen. Doch Fleischmanns Ansatz, koschere Ernährung als „Allheilmittel“ gegen Zivilisationskrankheiten, Werteverfall und Artensterben einzusetzen, ging dann vielleicht doch zu weit.
Trotzdem, oder gerade deswegen, war der Abend spannend, lehrreich und unterhaltsam. Und machte dem Motto „Einblicke — jüdisches (er)leben“ alle Ehre.