„Die Gutachter lagen falsch“
Axel Ellsiepen, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, spricht über das Verkehrskonzept für Mettmann.
Mettmann. Die Mettmanner Innenstadt soll in den nächsten Jahren ein verändertes und noch schöneres Gesicht bekommen. Die jetzigen und künftigen Baustellen sorgen für Gesprächsstoff. Wir haben mit Axel Ellsiepen, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, darüber gesprochen.
Die Sperrung der Schwarzbachstraße war ein großer Aufreger in der Stadt. Ist die Mehrheit der Fraktionen von der Lobbyarbeit der Werbegemeinschaft überzeugt worden oder haben die Politiker sich dem enormen Druck gebeugt?
Axel Ellsiepen: Seitdem das Thema Netztrennung Flintropstraße/Schwarzbachstraße (Anfang 2015) in die Planung kam, hat Mettmann Impulse auf mögliche Frequenzeinbrüche in der fußläufigen Innenstadt hingewiesen. Die von der Verwaltung beauftragten Verkehrsgutachter hatten jedoch diesen Aspekt nicht oder wenn ja, falsch eingeschätzt. Die Politik konnte aufgrund der Gutachten nicht anders entscheiden. Die Sperrung der Schwarzbachstraße hat jedoch gezeigt, dass die Bürger nicht immer so reagieren, wie es die Gutachten prognostizieren. Mettmann Impulse hat die Politik zeitnah über die aktuelle Situation des Handels informiert und die politischen Entscheider haben ihre Entscheidungen rechtzeitig angepasst. Wir möchten unser Tätigwerden in dieser Sache bitte nicht als „Lobbyarbeit“ nur für den Einzelhandel verstehen. Weitere Leerstände machen eine Innenstadt für alle Bürger nicht gerade attraktiv. Für Lebendigkeit und Aufenthaltsqualität sind ein florierender Handel, ein guter Geschäftsbesatz sowie Events und Aktionen in der Stadt enorm wichtig, damit sich die Besucher auch wirklich wohlfühlen und ihre Stadt annehmen. Dafür steht Mettmann-Impulse.
Die beschriebenen Umsatzeinbußen der Supermärkte und die damit verbundene mögliche Schließung waren Argumente, die offenbar Wirkung gezeigt haben. Wurde da nicht übertrieben? Denn es ist kein einziger Parkplatz weggefallen.
Ellsiepen: Filialisten betrachten die Wirtschaftlichkeit eines Standortes sehr rational. Aufgrund der Vielzahl an Filialbetrieben können sie einen Standort und dessen Perspektiven sehr exakt bewerten. Wir nehmen die Hinweise der Supermärkte auf mögliche Schließungen sehr ernst, da auch der Einzelhandel mit erheblichen Umsatzeinbußen zu kämpfen hat. Hierbei von Übertreibung zu sprechen, wäre äußerst fahrlässig und verantwortungslos. Parkplätze sind keine weggefallen, aber die Erreichbarkeit der Parkflächen wurde derart unattraktiv, dass die Parkflächen und damit die Innenstadt gemieden wurden.
Möglicherweise ist die Unterbrechung der Flintrop-Straße auch vom Tisch. Ist damit nicht das gesamte Verkehrskonzept gescheitert?
Ellsiepen: Wir sprechen bei der Innenstadt nur über einen Teil des Verkehrskonzeptes, das aufgrund der tatsächlichen Entwicklungen angepasst werden muss. Bauliche Maßnahmen werden dabei nicht tangiert. Es wäre fatal, wenn man die aktuellen Erkenntnisse beiseite schiebt und zwölf bis 15 Jahre alte Vorstellungen mit Gewalt durchziehen möchte. Diese Art des Handelns kann sich kein Unternehmen leisten.
Der Jubiläumsplatz ist ein trauriger Platz. Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern? Die Tiefgarage schränkt die Möglichkeiten ein, dennoch ist heute vieles technisch machbar, oder?
Ellsiepen: Ja, der Platz ist wirklich traurig und aus diesem Grund ist die Schließung der Schwarzbachstraße auch gescheitert. Zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Jubiläumsplatz, den man gerne aufsucht, wäre die Schließung sicherlich sinnvoll gewesen. Leider erfolgte hier der zweite Schritt vor dem ersten. Aus den Reihen der Bürgervereine kamen sehr gute Gestaltungsvorschläge, die es wert sind, genauer betrachtet zu werden. Da der Jubiläumsplatz frühestens in fünf Jahren umgestaltet werden kann, besteht ein angemessener Zeitraum für eine echte Bürgerbeteiligung. Diese Chance sollten wir nutzen.
Was halten Sie von der neuen Innenstadt-Gestaltung? Mettmanner sind unzufrieden, dass die Mühlenstraße erst 2017 gepflastert wird. Hinzu kommt die unklare Situation mit der ehemaligen Dresdner Bank. Vor Ihrem Geschäft wird ja auch noch gearbeitet. Verstehen Sie die Kritik?
Ellsiepen: Wir sollten erst einmal froh sein, dass die Innenstadt bis zum Blotschenbrunnen so schön geworden ist. Natürlich möchten wir alle die Pflasterung sehr schnell erledigt wissen. Bis zu den Sommerferien soll die erledigt sein. Der obere Teil der Mühlenstraße war ja ohnehin in diesem Jahr nicht zur Pflasterung vorgesehen.