Die Polizei ist ganz schön weiblich
Bei der Kreispolizei Mettmann sind schon mehr als 30 Prozent Frauen im Einsatz. Angst vor Rowdies kennen sie nicht.
Mettmann. „Mord mit Aussicht“?! — Nein, sagen die Polizistinnen Dagmar Janßen (43) und Katharina Stascheit (26), mit der Fernsehkollegin Bärbel im Eifelnest Hengasch aus der Krimi-Serie habe ihr Alltag nichts zu tun. Völlig anders sei es bei der Kreispolizeibehörde in Mettmann. Die beiden gehören zu den 30 Prozent Frauen bei der Mettmanner Polizei. Und 30 Jahre ist es her, seit man zum ersten Mal in Deutschland weibliche Schutzpolizisten in Uniform mit Schlagstock und Handschellen auf den Straßen sah.
Während Polizeikommissarin Katharina Stascheit im Sonderdienst Tag und Nacht draußen unterwegs ist, ist Polizeihauptkommissarin Dagmar Janßen nach 17 Jahren auf der Straße nun seit einigen Monaten im Leitungsstab der Kreispolizeibehörde beschäftigt.
Also: ausschließlich Innendienst. Die Frauen sowie die Leiterin des Leitungsstabes Polizeirätin Yvonne Huck (38), lieben ihren Beruf in der Uniform. „Frauen im Polizeieinsatz werden nicht nur respektiert, sie sind gern gesehen. Sie wirken bei Streitereien deeskalierend und in schwierigen Situationen beruhigend“, sagt Yvonne Huck. Für Katharina Stascheit ist ihre Arbeit „der beste Job der Welt“. Und das trotz Schichtdienst. „Draußen sind wir eine Familie“, sagt sie von sich und ihren Kollegen. „Nirgendwo sonst arbeitet man im Team so eng zusammen.“ Sie ist eine von vier Frauen in der 25-köpfigen Truppe des Sonderdienstes
YvonneHuck, Polzeirätin
Auf Streife sind sie zu fünft. Ihre Einsatzorte: Brennpunkte im Kreis, an denen sich Jugendliche zusammenrotten, Fußballspiele, Asylunterkünfte, in denen Abschiebungen stattfinden. Sie greifen im Falle häuslicher Gewalt ein, gehen auf Einbrecherjagd, unterbinden illegale Autorennen. Angst vor Rowdys kennt die junge Streifenbeamtin nicht. „Angst hat man nur, wenn man unsicher ist. Ich beherrsche meine Eingriffstechniken und kann mich darauf verlassen“, sagt sie selbstbewusst. Angst sei auch das falsche Wort, sagt Dagmar Janßen: „Wir haben Respekt vor jedem Einsatz.“
Für den Notfall haben alle Pfefferspray, Schlagstock und die Pistole dabei. Allerdings hat keine der drei Polizistinnen sie je benutzen müssen, auch Dagmar Janßen nicht, die 25 Jahre im Dienst ist. „Die meisten haben Respekt, wenn sie nur die Uniform sehen“, sagt Katharina Stascheit. Auch ein kräftiges Gegenüber habe sich von der jungen Polizistin problemlos in Fesseln zur Wache bringen lassen. „Ihre Truppe ist durch ständiges Training eine der fittesten Einheiten auf der Straße“, sagt Kollegin Dagmar Janßen. Zum Training und zum sportlichen Leistungsnachweis müssen alle Polizisten mehrfach im Jahr antreten.
Schießen, Laufen und Schwimmen sind dabei die wichtigsten Disziplinen. Huck, die in Köln schon so emotionsgeladene Fußballspiele im Zaum halten musste, weiß, dass es viel auf die Ausstrahlung ankommt. „Empathie und Ruhe können Wunder wirken“, sagt sie aus Erfahrung. Das gehört heute zum Lehrstoff- Die Ausbildung scheint sich gewandelt zu haben. Bei Dagmar Janßen ähnelte sie noch „der Grundausbildung bei der Bundeswehr. „Wie die Praxis aussah, konnten wir nur in kurzen Abschnitten verfolgen“, sagt sie. Heute gehören Praktika dazu: „Ich wusste, auf was ich mich da einlasse“, sagt Stascheit, die nach dem Abitur hier im Kreis zur Polizei ging.
Dagmar Janßen mag ihren Job. „Ich liebe das Strukturierte bei der Polizei“, sagt sie. Nach der Kindheit in Kevelaer habe sie in der Düsseldorfer Altstadt lernen müssen, dass es viel Böses in der Welt gibt und dass man nicht jedem trauen kann. Heute arbeitet sie mit Yvonne Huck im Leitungsstab. Huck ist die einzige Frau im höheren Dienst bei der Kreispolizeibehörde. Sie schätzt den Kontakt zu Menschen und auch die Sicherheit, die sie als Beamtin im Beruf genießt. Alle sind sich einig: Sie würden den Beruf immer wieder wählen.