Die vierte Audrey zum Ersten

Ein Erkrather versteigert am 9. Mai eine wertvolle Briefmarke, die ein Sammler in einem Sack voller Marken ohne Bedeutung gefunden hat.

Erkrath/ Düsseldorf. Raucher haben’s nicht leicht. Zeigen sie sich in Begleitung ihres Suchtmittels in der Öffentlichkeit, laufen sie Gefahr, als Anhänger lebensverneinender Verhaltensweisen geächtet zu werden. Rauchen war gestern. Diesem Sozialdruck haben sich auch Berühmtheiten zu beugen.

Als das Bundesfinanzministerium 2001 eine Wohlfahrtsmarke mit dem Konterfei einer rauchenden Audrey Hepburn in 14-millionenfacher Auflage drucken lässt und auf den Markt zu bringen gedenkt, versiegt die Einnahmequelle, noch bevor die erste Mark eingenommen wird. Hepburns Familie stoppt die Aktion: Die Mimin war an Lungenkrebs gestorben. Da schien das Motiv nicht zeitgemäß.

14 Millionen Marken sollten daher eingestampft werden. Sollten, denn mehr als 13.999.995 können es nicht gewesen sein. Wie die WZ bereits im Vorjahr berichtet hat, sind einige der Marken - mittlerweile genau fünf an der Zahl - übersehen worden. Eine davon hat auf einer Auktion im Oktober 2005 135.000 Euro gebracht.

Am 9. Mai ist es wieder soweit: An diesem Tag will das Düsseldorfer Auktionshaus Felzmann dafür sorgen, dass Thomas Boche mit ziemlich viel Geld nach Hause geht. Dann wird seine Marke auf einer exklusiven Auktion in den Essener Messehallen für mindestens 30.000 Euro aufgerufen. "Im Vorfeld lässt sich nicht sagen, was die Marke bringt", sagt Astrid Wolffram, die Tochter von Firmeninhaber Ulrich Felzmann, der in Erkrath wohnt.

Boche ist jetzt schon ein Gewinner: 55,55 Euro hat er in einen Zwölf-Kilo-Posten Briefmarken investiert, den er übers Internet ersteigert hat. Zwischen diesen tausenden recht wertlosen Postwertzeichen lag auch die Hepburn-Marke, deren Wert der Finder erst nach einer Internet-Recherche erkannte: Dort entdeckte Boche Berichte aus der WZ über seinen gezackten Schatz und über das Auktionshaus.

Auch wenn Boches Marke nach Wolfframs Einschätzung nicht die Qualität des 135.000-Euro-Exemplars besitzt, könnte der 36 Jahre alte Metallbauer trotzdem in Essen zum wohlhabenden Mann werden. "Wir spüren nichts von einer Konjunkturkrise", sagt Wolffram.

So habe die 125. Briefmarken- und Münzauktion im Hause Felzmann Ende Februar "sehr hohe Zuschläge erbracht". Als Grund dafür hat die Junior-Chefin den Wunsch ausgemacht, "dass die Leute in materielle Werte investieren wollen". Briefmarken statt Goldbarren.

Die Hepburn-Marke, die "Blaue Mauritius Deutschlands" ist am 9. Mai eines von 300 Spitzenstücken, die unter den Hammer kommen. Bis dahin ruht sie unter klimatisch idealen Bedingungen und versichert in einem Tresor des Auktionshauses an der Immermannstraße. Sicher ist sicher.