Die Zahl der Einbrüche ist explodiert

Trotz Prävention steigen die Einbruchzahlen im Kreis Mettmann seit Beginn 2015 rapide an.

Foto: Ralph Matzerath

Einbrecher nutzen verstärkt auch die Ferienzeit, um in Wohnungen und Häuser einzusteigen, wie erst kürzlich an der Kronzprinzstraße und der Straße Hardt in Langenfeld geschehen. Insgesamt stieg im ersten Halbjahr in den großen Städten an Rhein und Ruhr die Zahl der Wohnungseinbrüche gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwischen 20 und 47 Prozent. Eine Entwicklung, die Claudia Partha, Sprecherin der Kreispolizei Mettmann für die hiesige Region auf Anfrage bestätigte. „Wir liegen tatsächlich auch im oberen Drittel. Genaue Zahlen für diesen Zeitraum gibt es bisher aber weder für den Kreis Mettmann noch für einzelne Städte.“

Die Sprecherin macht die gute Autobahnanbindung beispielsweise von Langenfeld, Monheim, Ratingen und Hilden dafür verantwortlich. Bei den Tätern handele es sich meistens um reisende Einbrecherbanden, die gezielt Orte und Objekte ausspähten und sich im Anschluss schnell wieder davon machten. Dennoch sei die Aufklärungsquote bei Einbrüchen im vergangenen Jahr recht erfolgreich gewesen, so die Sprecherin. Bei 1279 Einbrüchen im Kreis Mettmann wurden die Täter in 278 Fällen (21,7 Prozent) dingfest gemacht. In Langenfeld wurden von 186 Taten 54 (29 Prozent) aufgeklärt, in Monheim von 114 Einbrüchen sogar 36 (31,6 Prozent). „Für das erste Halbjahr 2015 ist noch keine Aufklärungsquote ermittelt worden“, erläuterte Claudia Partha.

Auch wenn die bisherigen Konzepte den Anstieg nicht haben verhindern können, „hat die Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen für uns als Polizei im Kreis weiterhin hohe Priorität“, betonte sie. So informierten erst gestern Kollegen in Langenfeld mit dem Infomobil darüber, wie Mieter und Eigentümer die Türen und Fenster ihrer Wohnungen und Häuser sichern können. „Häufig sind Terrassentüren oder gekippte Fenster die Schwachpunkte.“

Enorm hilfreich sei die Aktion „Wachsamer Nachbar“. Wer beobachte, dass sich Unbekannte auf dem Grundstück nebenan zu schaffen machten, während die Bewohner verreist seien, sollte nicht zögern die Telefonnummer 110 (Polizei) anzurufen, rät die Sprecherin. In Wiescheid hatte kürzlich erst ein aufmerksamer Nachbar zwei Einbrecher vertrieben, die versucht hatten, das Fenster eines Einfamilienhauses an der Straße Kirschbaum aufzubrechen.

Harald Walter, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft, betrachtet den Trend mit großer Sorge: „Die Zahlen sind seit Jahresbeginn explodiert.“ Das Dilemma: reisende Banden seien nach der Tat kaum noch greifbar. Er fordert deshalb die Einführung des „Predictive Policing“. Diese Maßnahme, bei der Hintergrunddaten gesammelt und mit Straßenkarten verknüpft werden, hätte in den USA bereits zu Erfolgen bei der Kriminalitätsbekämpfung geführt. „Auch in Bayern wird dieses Verfahren schon umgesetzt.“ Zusätzlich dazu müssten die Kollegen vor Ort entlastet werden, um sich gezielt der Verbrechensbekämpfung widmen zu können. Sie hätten zu viele bürokratische Aufgaben und hielten sich mit Kleinststraftaten auf, die eben so gut ein Schiedsmann erledigen könnte.